Marbod Fritsch - Und manchmal staune ich, dass ...

Gleich zwei Ausstellungen des Künstlers Marbod Fritsch sind in dessen Heimatstadt Bregenz zu sehen. Im Bildraum Bodensee präsentiert er eine raumgreifende Installation und Objekte, in der Galerie Arthouse zeigt er neue Zeichnungen.

„Mir gefällt die räumliche Trennung. Die zwei Werkserien müssen nicht zusammen gesehen werden,“ meint Marbod Fritsch: „Ich arbeite ja seit über 35 Jahren mehrgleisig. Einerseits schaffe ich Installationen und Objekte, die orts- und/oder situationsbezogen sind, andererseits arbeite ich mich an meinen Zeichnungen, die sich mit dem Raum beschäftigen, ab. Diese jahrelange Beschäftigung hat in beiden Bereichen immer mehr zu einer Intensivierung und – ich hoffe auch – zu mehr Klarheit in meiner Bildsprache geführt.“ Eine Retrospektive sollen die beiden Präsentationen aber nicht sein. „Das interessiert mich nicht, denn ich bin überzeugt, das Beste kommt erst noch“ so der Künstler augenzwinkernd.

In der Ausstellung „Und manchmal staune ich, dass ...“ im Bildraum Bodensee teilt ein metallener Vorhang den Hauptraum in der Mitte. In diesen ist ein Satz eingeschrieben. In einer Zeit, in der wir uns immer mehr in sogenannten Referenzräumen von anderen Überzeugungen separieren und uns in sicheren Blasen verstecken, wird der kleinste gemeinsame Nenner sichtbar: die Tatsache, dass wir alle tatsächlich leben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für Marbod Fritsch ist die ästhetische Form in erster Linie ein Mittel, um die Aufmerksamkeit auf den Kontext zu lenken. Das bedeutet, dass der formalen Oberfläche eines Werkes nicht nur Schönheit und Attraktivität inhärent sind. Die Texturen des raumgreifenden Objektes im Bildraum Bodensee erzeugen eine kühle Ästhetik, der Text selbst evoziert Emotionen und Assoziationen bei den Betrachter:innen. Auch wenn der Vorhang den Raum teilt, ist er als bewegliches und transluzentes Objekt keine unüberwindbare Barriere. Durch dessen spezielle Beschaffenheit sehen wir immer auch das Dahinterliegende, das scheinbar Verborgene. Der Vorhang perforiert unseren Blick, er macht uns durchlässig.

„Und manchmal staune ich, dass ich lebe“ ist ein Zitat aus dem Film „Rivers and Tides“ von Thomas Riedelsheimer, einer Dokumentation über den britischen Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy. Dieser Film begleitet Marbod Fritsch bereits seit über 20 Jahren – er erdet und beflügelt ihn zugleich.

Marbod Fritsch beschäftigt sich seit einiger Zeit in seinen Installationen verstärkt mit dem Verhältnis des Einzelnen zur Allgemeinheit. Sei es in seiner Intervention „ICHICHICH“ 2022 anlässlich der Ausstellung „Fidelis“ im Palais Liechtenstein oder aktuell in seiner vielbeachteten permanenten Installation „GE-SCHICHTE“ für die Mittelschule Bregenz Stadt.

Die Ausstellung „Blue/s“ von Marbod Fritsch in der Galerie Arthouse zeigt eine Serie von neuen Bildern, die nur mit einem schwarzen Kugelschreiber auf Holz gezeichnet wurden. Durch diese Reduktion erzeugen sie eine starke suggestive Wirkung: komprimierte Räume, die uns hineintreten lassen. Aber kommen wir auch wieder heraus?

Marbod Fritsch | Und manchmal staune ich, dass ...
23. Mai bis 28. Juni 2023

Finissage & Artist Talk Mittwoch, 28. Juni, 19 Uhr
Gespräch mit Thomas D. Trummer & Marbod Fritsch

Öffnungszeiten: Di, Do 13–18 Uhr | Fr, Sa 11–16 Uhr