Malcolm Poynter - Horsemen of the apocalypse

Das OK Linz gibt Einblick in die fantastische Welt des englischen Bildhauers und Malers Malcolm Poynter. Geboren 1946 in Reading, ist er in London aufgewachsen und studierte dort am Goldsmith College of Art und am Royal College of Art. Heute lebt und arbeitet er in Aigen-Schlägl. Seine einzigartigen, lebensgroßen Figuren bewegen sich zwischen dystopischem Surrealismus und barocker Opulenz. Die Ausstellung im OK spannt den Bogen zwischen seinen frühen Arbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren bis hin zu den neuesten Skulpturen aus der Serie Horseman of the Apocalypse.

Poynters Arbeiten sind geprägt von einer kritischen Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Machtverhältnissen bzw. den Unzulänglichkeiten und Abgründen der Menschheit. Seine Bildsprache ist oft provokant und radikal. Hinter jeder Skulptur steht eine Geschichte, ein Auslöser, der ein politisches oder soziales Ereignis sein kann, ein Fundstück oder eine Kindheitserinnerung.

In den 1970er-Jahren ist Poynter das „enfant terrible“ der Londoner Kunstszene, seine (hyper)realistischen Skulpturen sorgen für Skandale und werden aus Ausstellungen, z. B. der Serpentine Gallery, verbannt. Poynters frühe Arbeiten haben einen stark performativen Charakter, sowohl in der Entstehung – die meisten von ihnen sind „life casts“, also direkte Körper-Abformungen, die der Künstler anschließend überarbeitet – als auch in ihrer Inszenierung: Oft sind es Gruppen von Figuren, die in Bezug zueinander stehen. Poynters Werke dienten aber auch als Bühnensettings für experimentelle Theaterstücke, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Rational Theater Company (London). Viele der avantgardistischen frühen Werke und Inszenierungen der 1970er- und 1980er-Jahre sind heute nicht mehr rekonstruierbar, weil sie zerstört oder Teile davon umgearbeitet wurden.

Thematisch kreisen seine Arbeiten um die „conditio humana“: Er beschäftigt sich mit der Endlichkeit und Verletzlichkeit menschlicher Existenz bzw. mit den Bedingungen des Menschseins an sich. Seit den frühen 1980er-Jahren arbeitet er an einer Serie von apokalyptischen Reitern, inzwischen sind es 35 Skulpturen, die aktuelle Krisen und Ereignisse verhandeln. Die Werke kreisen um Themen wir Krieg, Aggression, Pandemien, Missbrauch, Repression oder die Zerstörung der Umwelt. Der "35th Horseman" (2024) z.B. hinterfragt kritisch die Impfdebatte und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Wirtschaft und Politik. Der "23rd Horseman of the Apocalypse" wiederum besteht aus Spielzeugautos. Er entstand in den 1990er-Jahren als Reaktion auf die Reclaim the Streets Fahrrad-Bewegung in London, die sich gegen die Umweltverschmutzung durch den Autoverkehr einsetzte. Poynters Skulpturen setzen sich oft aus kleinen Einzelteilen, wie z. B. Spielzeugwaffen oder -soldaten, zusammen, die Aufschluss über das Thema geben und sich wie Moleküle des Unheils zu Reitern der Apokalypse formen.

Malcolm Poynter
Horsemen of the apocalypse
Bis 27. Oktober 2024