Märchenhaft und oft ein wenig gruselig

Léopold Rabus, Jahrgang 1977, zählt zu den auffälligsten Vertretern junger Schweizer Malerei. Der in seiner Geburtsstadt Neuchâtel und in Paris lebende Künstler findet seine Motive in der unmittelbaren ländlichen Umgebung von Neuchâtel, wo ihn bizarre Personen, seltsame Bräuche und verlassene Gebäude besonders faszinieren.

Die Personen auf den Bildern von Léopold Rabus sind seltsame, vielleicht geistig zurückgebliebene, vom Leben gezeichnete Gestalten, Furcht erregend, aber immer auch komisch. In den realistisch dargestellten Hintergrund, etwa einer verlassenen Hütte mitten im Wald oder einer Lichtung mit großen Giftpilzen, setzt er diese Menschen, die aus seiner unmittelbaren Umgebung stammen: Corcelles-Cormondrèche in der Nähe von Neuchâtel.

Rabus ist malerisch nicht an Dingen und Ereignissen interessiert, die irgendwo in der Ferne geschehen; ihn faszinieren das lokale Umfeld und die im Verschwinden begriffenen Traditionen seiner Heimat. So etwa die "Haarbilder", die man früher zum Andenken aus den Haaren Verstorbener fertigte. Heute gilt solch eine Tradition als morbide, Rabus empfindet sie dagegen als anrührend und sehr intim. Also gestaltet er ein Waldhaus, in dessem Inneren sich eine ähnliche Haarkreation befindet.

Die in Zusammenarbeit mit dem Gemeentemuseum Den Haag und der Kunsthalle Wilhelmshaven entstandene Ausstellung gibt einen Einblick in die erstaunliche malerische Entwicklung des Künstlers. Innerhalb weniger Jahre fand Léopold Rabus von comicnahen Anfängen zu einer bemerkenswerten Formulierung grosser existentieller Themen wie Liebe, Tod und Einsamkeit.

Im Verlag Hatje Cantz erscheint eine umfassende Publikation: "Léopold Rabus." Hrsg. Doede Hardeman, Text von Markus Stegmann, Interview von Joël Vacheron mit dem Künstler, Gestaltung von Maarten Evenhuis. Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, 2009. 160 Seiten, 136 Abb., davon 114 farbig, 2 Klapptafeln, 25,20 x 30,70 cm, Leinen mit Schutzumschlag. ISBN 978-3-7757-2546-0

Léopold Rabus
28. Februar bis 23. Mai 2010