Yoshitomo Nara zählt weltweit zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation. Der Japaner, der vor allem für seine Zeichnungen von großäugigen, cartoon-artigen Kindern berühmt ist, wurde in den 2000er Jahren gemeinsam mit Takashi Murakami und anderen Teil der „Superflat“-Bewegung. Die Darstellungen von Mädchen, die an die Ästhetik von Comics und Mangas erinnern, sind ein Symbol der Widerspenstigkeit, des Trotzes und des Widerstandes. Sein Schaffen umfasst Malerei, Zeichnung, Fotografie, Installationen und Skulpturen – etwa aus Bronze, Keramik oder Fiberglas.
Yoshitomo Nara wächst im Japan der Nachkriegszeit auf, besonders beeinflusst von Pop- Kultur, Comics und Rockmusik erschafft er einen unverkennbaren Stil, der seine vielschichtigen innerlichen Gefühlswelten ausdrückt. 1987 schließt er sein Studium an der Aichi University of the Arts ab. Ein Jahr später geht er an die Kunstakademie in Düsseldorf, und lässt sich schlussendlich 1994 in Köln nieder. Seit 2000 lebt er wieder in seinem Heimatland Japan. Diese Nähe zu Europa wird für sein Werk zentral, denn Nara beginnt japanische und westliche Populärkultur miteinander zu verbinden.
Zu seinem Markenzeichen werden die Darstellungen von Mädchen mit grimmigem Blick: In diesen einsamen Figuren spiegeln sich Gefühle von Verlassenheit, Verwundbarkeit, Unzufriedenheit, Zorn und Rebellion wieder. Das Tōhoku-Erdbeben und der Tsunami im Osten Japans im Jahr 2011 beeinflussen Nara stark in seiner Weltsicht und wirken sich auf sein späteres Werk aus. Die Werke nach 2011 tragen jedoch nach wie vor den charakteristischen Stil Naras, den er im Laufe seiner künstlerischen Karriere entwickelt hat. Sie sind etwas mehr von Nachdenklichkeit und Pathos geprägt und scheinen über Themen wie Vergänglichkeit, Zeitlichkeit, Schönheit und Gegenwart zu reflektieren.
Schwerpunkt der Ausstellung in der Albertina Modern ist sein breites zeichnerisches Œuvre, welches sich über den Zeitraum von rund 40 Jahren spannt. Nara zeichnet auf allem, was im unterkommt: Briefumschläge, Ausstellungseinladungen oder Restaurantservietten, die dem Künstler als visuelle Gedankenstütze dienen. Die Ausstellung untersucht die gesamte emotionale Bandbreite seiner scheinbar niedlichen Charaktere – vom Grübeln bis zur Rebellion.
Yoshitomo Nara
All my little words
Kuratorin: Elsy Lahner
10. Mai bis 1. November 2023