Mit ihrem Porträtwerk zählt Lotte Jacobi heute zu den weltbekannten Photographinnen und Photographen. Wer kennt nicht das Porträt der Lotte Lenya, das Bildnis schlechthin der modernen jungen Frau mit Bubikopf und Zigarette, oder das nonchalante Porträt des sinnierenden Albert Einstein mit Lederjacke? Anlässlich der photokina präsentiert das Käthe Kollwitz Museum Köln eine Ausstellung mit mehr als 100 Arbeiten der als selbstbewusst und temperamentvoll beschriebenen Photographin.
1896 im westpreußischen Thorn (Toruń) geboren, entstammt Lotte Jacobi einer jüdischen Familie mit langer Photographentradition. Ab 1920 lebte und arbeitete sie in Berlin, wo sie sich als Repräsentantin der Neuen Photographie einen Namen machte. In der zweiten Lebenshälfte stand ihr Schaffen wesentlich im Zeichen ihrer berühmten Persönlichkeitsbildnisse. Die ausdrucksstarken Porträts entstanden teils im Berlin der Zwanziger Jahre (u. a. Käthe Kollwitz, Lotte Lenya, Valeska Gert, Emil Jannings), und nach ihrer Emigration 1935 in die USA (u. a. Albert Einstein, Thomas Mann, Egon Erwin Kisch, Eleanor Roosevelt, J. D. Salinger).
Das Panorama von Persönlichkeiten aus Literatur, Tanz, Theater, Bildender Kunst und Politik spannt einen Bogen von der alten zur neuen Welt des 20. Jahrhunderts. "Mein Stil ist der Stil der Menschen, die ich photographiere", beschrieb Lotte Jacobi die Maxime ihrer Porträtarbeit und verlieh damit dem Wunsch nach einem gleichberechtigten Dialog zwischen Photographin und Porträtierten Ausdruck.
Noch zu Lebzeiten erfuhr sie mit Retrospektiven in den USA und Deutschland sowie mit der Verleihung des Dr.-Erich-Salomon-Preises der Deutschen Gesellschaft für Photographie 1983 große Anerkennung für ihr Schaffen, bevor sie im hohen Alter in Concorde, New Hampshire, starb.
In der Ausstellung werden die verschiedenen Stationen ihres künstlerischen Schaffens nachgezeichnet. Neben Lotte Jacobis berühmten Porträts zeigen die Photographien von ihrer Reise nach Moskau und in die orientalischen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan 1932/33, Stadtansichten New Yorks sowie ihre experimentellen photogenics die Vielseitigkeit ihrer Arbeit.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog "Lotte Jacobi – Photographien", Hg. Hannelore Fischer. Mit Beiträgen von Marion Beckers und Elisabeth Moortgat. 96 S., 73 Abb., Wienand Verlag, Köln 2012, 16,50 Euro
Lotte Jacobi - Photographien
14. September bis 25. November 2012