Das Kunsthaus Zürich zeigt die künstlerischen und biografischen Parallelen zwischen dem chinesisch-kanadischen Maler Matthew Wong und Vincent van Gogh. Im Zentrum stehen rund 40 imaginäre Landschaften und Interieurs von Matthew Wong, ergänzt durch ein Dutzend ausgewählte Meisterwerke von Vincent van Gogh.
"Ich sehe mich in ihm. Die Unmöglichkeit, in diese Welt zu gehören". Der chinesisch-kanadische Maler Matthew Wong (1984-2019), der diese Worte auf sein großes Vorbild Vincent van Gogh (1853-1890) gemünzt hat, gehört zu den vielversprechendsten Künstlern seiner Generation. Im Dialog mit Vincent van Gogh ist dies die erste große Retrospektive, die diesem Künstler in Europa gewidmet ist.
Wong malte dynamisch und farbintensiv, wobei er sich auf Landschaften von expressiver und lyrischer Kraft konzentrierte. Wie van Gogh kam auch Wong als Autodidakt zur Kunst und fertigte erst relativ spät, im Alter von 27 Jahren, seine erste Zeichnung an. Umso erstaunlicher ist die Geschwindigkeit, mit der er in den folgenden acht Jahren ein Werk von immenser Vielfalt und Breite schuf. Als Maler und Zeichner hat er in dieser kurzen Zeit eine erstaunliche Menge an Kunstgeschichte in sich aufgenommen, um für sich selbst herauszufinden, wo er in dem "größeren Dialog zwischen Künstlern im Laufe der Zeit" steht. Dabei orientierte er sich sowohl an der euro-amerikanischen als auch an der chinesischen Kunst und ließ sich nicht nur von Vincent van Gogh, sondern auch von Malerinnen und Malern wie Henri Matisse, Shitao, Gustav Klimt, Yayoi Kusama und Alex Katz inspirieren. Vor dem Hintergrund dieser Einflüsse schuf Wong seine imaginären Landschaften und Interieurs, die zwar zahlreiche stilistische Anspielungen auf Künstlerkollegen enthalten, aber dennoch außerordentlich persönlich und originell bleiben.
Van Gogh ist in Wongs expressiver Farbgebung und Malweise als Vorbild besonders präsent. Die direkte, ungefilterte Art, mit der Wong seine Befindlichkeit in seinen Werken zum Ausdruck bringt, findet sich bei van Gogh ganz ähnlich ausgeprägt. Aber auch in ihrer jeweiligen Lebensgeschichte finden sich auffällige Parallelen. So hatten beide mit psychischen Problemen zu kämpfen: Wong erkrankte früh an Depressionen, litt am Tourette-Syndrom sowie an Autismus und nahm sich im Alter von 35 Jahren das Leben. Van Gogh wiederum litt - nach allem, was man heute weiß - an psychotischen Schüben mit Angstzuständen und Halluzinationen. Er war nur zwei Jahre älter, als er sich 1890 im Alter von 37 Jahren in Auvers-sur-Oise, nordwestlich von Paris, das Leben nahm.
Die kunsthistorischen Bezüge, die Wongs Werk prägen, spiegeln den grenzenlosen Zugang wider, den ein Künstler des 21. Jahrhunderts durch die sozialen Medien hat. Wo und wann auch immer er arbeitet: Jahrhunderte der Kunst sind über sein Mobiltelefon immer griffbereit. In dieser Hinsicht ist Wongs Werk eindeutig zeitgenössisch. Gleichzeitig verwendet er aber auch sehr traditionelle Malmittel wie Tusche auf Reispapier, um seinen Arbeiten eine unverwechselbare Form zu geben. Nicht zuletzt auf diese Weise verbindet Wong die heutige, digital vernetzte Welt mit der traditionellen Kunstgeschichte.
Matthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei
Bis 26. Januar 2025