Letzte Tage "Die Topographie des Sozialen"

Unter dem Titel "Die Topographie des Sozialen" ist im Küefer-Martis-Huus (KMH) im liechtensteinischen Ruggel noch bis 1. August eine kollektive Auseinandersetzung mit der Raumkultur im "Ländle" zu sehen. Toni Büchel und Luis Hilti haben mit ihrem Verein ELF seit Wochen ihr Basislager im Küefer-Martis-Huus aufgeschlagen und beschäftigen sich hier mit den Fragen des Zusammenhangs zwischen dem sozialen Zusammenleben und den räumlichen Entwicklungen des Landes. Dabei wird der Frage nachgegangen, was das Liechtenstein, das derzeit gebaut wird, zu einer funktionierenden Gesellschaft beiträgt und was es für Alternativen dazu gäbe.

Konkret sind in der Ausstellung "Die Topographie des Sozialen" Reproduktionen alter Fotografien mit Ansichten aus allen Liechtensteiner Gemeinden ausgestellt. Diese können von den Besuchern erworben werden. Preis ist eine persönliche Geschichte zu dem jeweils ausgewählten Bild, die dann verschriftlicht und anstelle des Bildes in die Ausstellung aufgenommen wird. Zusammen mit den fortlaufend aufgenommenen Interviews hat sich so das Gesicht der Ausstellung im Laufe der Zeit ständig verändert.

Neben der Ausstellung haben Büchel und Hilti sich auch zusammen mit SchülerInnen der Primarschule Ruggell in mehreren Workshops mit Fragen rund um ihren Lebensraum auseinandergesetzt. So wurde in einem Workshop experimentiert, wie Ruggell aussehen könnte, wenn seine Einwohnerzahl sich verdoppeln würde. Schlussendlich wurde klar: Mit kleinen Gebäuden war kaum eine sinnvolle Verdoppelung zu erreichen, ohne extrem In die Fläche zu wachsen. Also mussten die Volumen grösser werden. Einige schlossen sich zusammen, stapelten ihre Klötzchen miteinander zu einem Turm und schafften um ihr Haus so Platz für einen Garten, ihre Pferde usw. In einem weiteren Workshop beschäftigten sie sich deshalb mit dem Wohnen in Zukunft. Jede und jeder bekam ein Geschoss eines Hochhauses, das er oder sie ihren Wohnbedürfnissen entsprechend gestalten konnte. Nachdem sie ihre Wohnung fertig eingerichtet hatten, konnten sie gemeinsamen Bedürfnissen Rechnung tragen. Was brauchte es für sie noch, damit dieses Hochhaus zu einem lebenswerten Zuhause würde? Daraus entstanden sehr vielfältige Bedürfnis- und Wunschcollagen, in denen es neben der Traumwohnung mit Garage, Einkaufsladen, Kino und Game-Raum, einem Schwimmbad für alle, einer Dachterrasse mit Campingplatz etc. kaum noch an etwas fehlte. Neben der Umnutzung der Strassen wurde so eine andere im Raum stehende Möglichkeit ausgelotet, um dem knapper werdenden Raumangebot Rechnung zu tragen und allenfalls sogar Wohnqualität dazugewinnen zu können. Die in den Workshops entstandenen grossen Modelle von Ruggell, Collagen und Zeichnungen sind auch im Küefer-Martis-Huus ausgestellt.

In drei Themenabenden wurden auch aktuelle Fragen des Umgangs mit dem gemeinsamen Raum zur Diskussion gestellt. So stand etwa unter dem Titel "Las Vegas – Liechtenstein" die Frage im Mittelpunkt, was der aktuelle Casino-Boom für Auswirkungen auf den Lebensraum hat. Ein weiterer Abend widmete sich unter dem Titel "Kopenhagen – Ruggell" der Frage, welche Möglichkeiten es gäbe, den derzeit von den Autos dominierten Strassenraum wieder vielfältiger nutzbar zu machen. Und schliesslich standen auch die früher im Lande weit verbreiteten Genossenschaften als mögliche Modelle für kooperatives Zusammenarbeiten in der Zukunft zur Diskussion.

Zwar geht die Ausstellung am 1. August zu Ende, jedoch läuft das Projekt noch weiter. Es sollen gemäss KMH-Mitteilung bis Herbst noch mehrere Veranstaltungen und ein reger Austausch zu verschiedenen Themen stattfinden.

Weitere Infos: www.kmh.li, www.vereinelf.li