Leopold Museum zeigt Ernst Barlach und Käthe Kollwitz

Das Leopold Museum präsentiert bis 25. Mai 2009 das Werk von Ernst Barlach (Wedel 1870 – 1938 Rostock) in der bisher umfangreichsten Retrospektive in Österreich. Die Werke aus dem Ernst Barlach Haus Hamburg, aus dem Leopold Museum und aus Privatbesitz, werden das OEuvre eines der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts dem Publikum in Wien vorstellen. Dem Schaffen von Ernst Barlach werden zahlreiche Zeichnungen und Skulpturen von Käthe Kollwitz gegenübergestellt.

Ernst Barlachs Frühwerk ist von Symbolismus und Jugendstil beeinflusst. Er kann sich bei Aufenthalten in Frankreich zunächst nicht für die Kunstwerke Rodins begeistern und gelangt erst nach einer Russlandreise im Jahr 1906 zu seinem kompakten, eigenständigen Stil. Die Präsentation seiner Bettlerfiguren in der Berliner Secession führt zur Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Paul Cassirer, der in Deutschland die Moderne Kunst fördert. Cassirer verlegt in der Folge das grafische und literarische Werk Barlachs und veranstaltet 1917 die erste Einzelausstellung des Künstlers. 1910 richtet Barlach sich ein Atelier in Güstrow ein und übersiedelt dorthin. In dieser Zeit reduziert er die Körper seiner Figuren auf das Nötigste. Bei knappen Formen findet sich in den Darstellungen die Innigkeit, die stille Größe des einfachen Menschen, wie etwa bei der alten Bauersfrau oder dem Flöte spielenden Hirten, aber auch eine tiefe Innerlichkeit.

Das Wesen der Kunst Ernst Barlachs besteht vor allem darin, seiner Hinwendung und Liebe zum Menschen in Zeichnung und Skulptur Ausdruck zu verleihen. Sein Werk wird als Symbol einer Zeit des Umbruchs gesehen. Hatte Barlach 1914 noch begeistert den Krieg begrüßt, wie in seiner Figur des Rächers gestaltet, wurde er in der Folge persönlicher Erlebnisse zum überzeugten Pazifisten. Seine nach 1918 entstandenen Kunstwerke drücken häufig eine tiefe Spiritualität aus, die sich in ruhigeren Formen und geschlossenen Konturen manifestiert.

Ab 1926 nimmt er öffentliche Aufträge für Ehren- und Mahnmale an. Sie werden nach 1933 entfernt oder zerstört. In der Zeit des Nationalsozialismus gelten seine Werke als "entartete" Kunst. Während dieser schweren Jahre findet Barlach einen Förderer in dem Hamburger Fabrikanten Hermann F. Reemtsma, der von ihm Zeichnungen und Skulpturen erwirbt. Reemtsma erteilt Barlach 1934 den Auftrag, den "Fries der Lauschenden" zu vollenden. Hermann F. Reemtsma zählte auch nach dem Tod des Künstlers 1938 zu dessen wichtigsten Befürwortern. Nach 1945 werden jene Werke erneuert, die aus der Öffentlichkeit entfernt wurden.

Neben Barlachs künstlerischem Werk steht sein expressionistisches literarisches Schaffen. Seltsam, voll Widersprüchlichkeit und Metaphern kann es neben die Werke Bert Brechts gestellt werden. Brecht hat die Barlach-Ausstellung der Akademie der Künste der DDR besucht und reagierte begeistert: "Ich halte Barlach für einen der größten Bildhauer, die wir Deutschen gehabt haben", notierte er Anfang 1952." Der Wurf, die Bedeutung der Aussage, das handwerkliche Ingenium, Schönheit ohne Beschönigung, Größe ohne Gerecktheit, Harmonie ohne Glätte, Lebenskraft ohne Brutalität machen Barlachs Werke zu Meisterwerken.


Ernst Barlach und Käthe Kollwitz

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem
Ernst Barlach Haus - Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg
13. Februar bis 25. Mai 2009