Leo Grewenig – Retrospektive eines Malerlebens

Mit Leo Grewenig (1898-1991) entdeckt die Kunsthalle Jesuitenkirche einen der wandelbarsten Künstler innerhalb der figürlichen und abstrakten Malerei des 20. Jahrhunderts neu: Ca. 120 Ölgemälde und Papierarbeiten zeugen von einem ungebändigten Schaffensdrang bis ins hohe Alter – wir sprechen von einer über siebzigjährigen Schaffensperiode.

Außergewöhnlich ist zudem, dass er sich nie dem Kunstmarkt anbiederte – auf eine auflagenstarke, sprich eine zumeist kommerziell orientierte Druckgraphik gänzlich verzichtete. Daraus resultierte allerdings, dass auch Leo Grewenig über Jahrzehnte zu Unrecht nicht vom Kunstbetrieb rezipiert wurde. Man begegnet einem Œuvre, das seine Wurzeln im Bauhaus in Weimar hat, wo Grewenig von Lászlo Moholy-Nagy, Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee unterrichtet wurde.

Die Zeit seiner größten künstlerischen Entfaltung setzte erst in den späten fünfziger Jahren ein. Es entstand ein weitgehend abstraktes Werk, das die Anfänge am Bauhaus ebenso reflektiert wie spätere Strömungen der europäischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Charakteristisch für das Werk Leo Grewenigs sind konsequent aus formalen Überlegungen entwickelte, kleinteilige Kompositionen, die sich einer größeren Umrissfigur unterordnen. Die Farben sind überwiegend gedämpft und mit ornamentalen Strukturen belebt und entfalten eine märchenhafte Wirkung.

Nachdem Grewenigs Malerei in der NS-Zeit Restriktionen unterworfen war und er seine Bildsprache zu Beginn der 40er Jahre einem naturalistischen Stil anpassen musste, wandte er sich ab den 50er Jahren wieder verstärkt der Abstraktion zu. In seinem Spätwerk, ab den 80er Jahren, widmete er sich hauptsächlich der Pastellmalerei. Abgesehen von seinen bildnerischen Anfängen dominiert in seinem künstlerischen Schaffen ein atmosphärischer Bildaufbau, der mitunter transzendentale Wirkung entwickelt.

Jüngste Präsentationen des Werkes Leo Grewenigs waren die beiden Ausstellungen in Weimar und Dessau:
"Leo Grewenig – Poesie in Farben und Formen", 12.5.-24.7.2011, Stiftung Weimarer Klassik im Schloss Belvedere, Weimar
"Leo Grewenig – Bilder" 13.5.-24.7.2011, Stiftung Bauhaus Dessau in den Meisterhäusern Kandinsky/Klee, Dessau

Metamorphosen. Leo Grewenig –
Retrospektive eines Malerlebens

Bilder von 1916 bis 1988
22. Juni bis 8. September 2013