Lebensräume

Das umfangreiche Werk des Malers Adalbert Hock (1866 - 1949) wird in einer Retrospektive vorgestellt, die erstmals auch sein unbekanntes, gleichwohl sehr qualitätvolles Frühwerk der Jahre zwischen etwa 1890 und 1910 einbezieht. In diesem Zeitraum orientierte sich Hock in seinen Gemälden am Stil der Münchener Malerschule, aber auch an der Salonmalerei des ausgehenden Jahrhunderts. Nach dem Akademie-Studium in München kehrte Hock in seinen Geburtsort Aschaffenburg zurück, wo er ein begehrter Auftragsmaler des Bürgertums wurde.

Er blieb bis zu seinem Tod sowohl biographisch als auch künstlerisch aufs engste mit seiner Heimatstadt verbunden. Davon zeugen die zahlreichen, in Privat- und Museumsbesitz noch erhaltenen Ansichten seiner Heimatstadt und ihrer Umgebung. Aus Anlass der Kulturtage zum 400-jährigen Schlossjubiläum ist in die Präsentation auch eine Auswahl an Werken eingebunden, die das majestätische, über dem Main sich erhebende Schloss Johannisburg zum Thema haben.

Adalbert Hock stammt aus einer angesehenen Aschaffenburger Tüncherdynastie. Als ältester Sohn absolvierte er daher eine Tüncher- und Restauratoren-Lehre im elterlichen Geschäft. Wegen seiner auffallenden, zeichnerischen Begabung besuchte er parallel dazu über mehrere Jahre die Fachschule für Dekorationsmaler in München. Seine Skizzenbücher der späten 1880er Jahre enthalten erstaunliche Talentproben, aufgrund derer ihm von 1891 bis 1894 ein Studium der Malerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor Karl Raupp ermöglicht wurde.

Aus diesem Zeitraum haben sich sowohl zahlreiche Skizzen – vor allem Aktzeichnungen – erhalten, aber auch Ölstudien und einige Ölgemälde von bemerkenswerter Qualität. Dies gilt insbesondere für seine Porträts, die eine beachtliche künstlerische Reife erkennen lassen. Obwohl Hock die traditionelle, akademische Malerei an der Hochschule lernt und bestens beherrscht – wie spätere Auftragsarbeiten um 1900 zeigen – belegen seine in den frühen 1890er Jahren entstandenen Gemälde das Bemühen um eine "modernere", dem verinnerlichten Realismus eines Wilhelm Leibl nahe stehende Bildsprache. In einigen Fällen nähert sich sein malerischer Duktus einem in Ansätzen impressionistischen Stil an.

Hock beendet sein Akademie-Studium nach 5 Semestern, kehrt nach Aschaffenburg zurück und heiratet 1894 Sophie Hartmann, mit der er vier Kinder haben wird. 1910 stirbt seine Frau; er übernimmt die Erziehung der Kinder und sichert mit Aufträgen der öffentlichen Hand den Lebensunterhalt und macht sich dadurch schon bald einen Namen. Beim Bürgertum beliebt waren besonders seine Gemälde und Aquarelle des hoch über dem Main thronenden Schlosses Johannisburg, die vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch das gekonnte Erfassen von Wolkenstimmungen, wechselnden Tages- oder Jahreszeiten überzeugen.


Lebensräume
Adalbert Hock – Retrospektive
18. Mai bis 7. September 2014