Kyra Tabea Balderer im Aargauer Kunsthaus

Die in Leipzig lebende Künstlerin Kyra Tabea Balderer (* Opfikon, 1984) schafft abstrakte Bildwelten, in denen sie die künstlerischen Medien der Plastik, Malerei und Fotografie auf erfrischende Art und Weise verbindet. In Aarau zeigt sie neuere Arbeiten, denen Fragen zur Darstellung von Räumlichkeit im zweidimensionalen Bild zu Grunde liegen.

In einem freien und intuitiven Arbeitsprozess fertigt Kyra Tabea Balderer aus einfachen Materialresten – meistens aus Karton und Holz – Form- und Raumarrangements, übermalt und akzentuiert sie farblich, bevor sie die Objekte in einem präzisen und zeitintensiven Vorgang vor der Kamera inszeniert. Die sich überlagernden Material- und Farbschichten fügen sich im fotografischen Bild zu einem nicht eindeutig fassbaren Ganzen, wobei sich gerade in diesem offenen, mannigfaltigen Deutungsfeld die Faszination von Balderers Arbeiten entfaltet.

Auch in den teils neu für Aarau entstandenen Arbeiten bewegt sich die Künstlerin an der Schnittstelle von Skulptur, Malerei und Fotografie und erzeugt Bilder von visuell irritierender Strahlkraft. Die mit grellen Farbakzenten versehene, dunkle Kartonkonstruktion von "Etude" (2014) erhält durch das präzise Setzen von Licht und Schatten sowie durch den geschickten Umgang mit Fokus und Tiefenschärfe eine höchst malerische Qualität. Die raue Haptik des verwendeten Materials bleibt dennoch sichtbar, wie auch im "Portrait Magdalena" (2015), welches in der Auffächerung der Bildfläche an die Formenzergliederung des frühen Kubismus erinnert und die Auseinandersetzung der Künstlerin in der Umsetzung von Raum in der Fläche abbildet.

Die Fotografien von Kyra Tabea Balderer werden installativ in einem eigenen Raum inmitten der permanenten Sammlungspräsentation des Aargauer Kunsthauses gezeigt und ermöglichen so lose Bezüge zu historischen Positionen aus der Sammlung. Die unmittelbar im angrenzenden Saal präsentierten Reliefbilder von Hans Richter etwa schaffen in ihrer Verhandlung von Räumlichkeit und Bewegung im statischen Bild eine spannende Verbindungslinie zu den komplexen Oberflächen- und Tiefstrukturen in Balderers Werken.


Kyra Tabea Balderer
30. August bis 15. November 2015