Kunst/Geschichten

Wie wird Geschichte verfasst, wem kommt diese Aufgabe zu, und mit welchen Mitteln werden historische Ereignisse untersucht, evaluiert und letztlich vermittelt? Wie steht es mit der Objektivität von wissenschaftlicher Forschung und von historischen Dokumenten, auf denen sie basiert? Welche Legitimation kommt bildenden Künstlern und Künstlerinnen zu, die sich mit ihren Mitteln und eigens entwickelten Methoden in ihren Arbeiten historischen Themen und zeitgeschichtlichen Ereignissen widmen?

In ihrer ersten Themenausstellung eröffnet die neue Direktion eine Diskussion über eine der zentralen Aufgaben des Museums: die Konstituierung von Geschichte anhand von Artefakten. Dabei richtet sich der Blick über den Bereich der Kunstgeschichte hinaus und setzt den Fokus auf Werke mit einem spezifischen Bezugsrahmen, nämlich auf Kunst, die Geschichte und zeitgeschichtliche Ereignisse sowie ihr eigenes Involviert sein reflektiert. Anhand von mehr als 230 Werken von rund vierzig Künstlern und Künstlerinnen umspannt die Ausstellung einen zeitlichen Rahmen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Ein Dialog mit hauseigenen wie mit lokalen Sammlungen, mit unterschiedlichen Sichtweisen und künstlerischen Praktiken wird aufgenommen, die Gesetzmäßigkeiten des Kunstbetriebs mit eingeschlossen. Die Ausstellung präsentiert somit geschichtlich engagierte Kunst und Kunstschaffend ein einem größeren historischen Rahmen und blickt zurück auf ihre Ursprünge wie auf aktuelle Ausformungen. Ebenso umfassend wie die Thematik ist auch die räumliche Präsentation, die sich auf beide Gebäude des Museum der Moderne – am Mönchsberg und im Rupertinum – erstreckt.

Der gewissenhaften wissenschaftlichen Methodik der Geschichtsschreibung steht in jüngerer Zeit das unmittelbare Erleben von Ereignissen gegenüber. In den letzten Jahren wurden daher in Bezug auf die Rolle des Museums zahlreiche Fragen aufgeworfen, u. a. wessen Geschichte aus welcher Perspektive erzählt werden soll, wem diese Aufgabe zukommen soll und in welcher Form überlieferte Inhalte immer wieder zu revidieren sind. Inzwischen herrscht allgemeine Übereinkunft, dass Kunstgeschichte weniger als lineare Abfolge von Kunstströmungen mit einzelnen Protagonisten denn vielmehr als lebendiges Netzwerk mit stets neu zu bestimmenden Bezügen und Inhalten verstanden werden muss.

Künstler und Künstlerinnen als (kritische) Geschichtenerzähler? Können sie uns denn heute etwas mitteilen, was wir nicht ohnehin schon aus der unerschöpflichen Medienwelt wissen? Oder können wir hoffen, dass sie uns "ihre" Sicht auf Geschichte(n) einfach "besser" erzählen?


Zu der Ausstellung erscheint der Katalog Kunst/Geschichten im Hirmer Verlag, München, als Deutsch/Englische Ausgabe mit Aufsätzen von Sabine Breitwieser, Karl-Markus Gauß, Eva Kernbauer und Texten der Künstlerinnen und Künstler. 220 Seiten mit ca. 370 Abbildungen in Farbe. Die Museumsausgabe ist um EUR 24 erhältlich.

Kunst/Geschichten
Mönchsberg / Rupertinum
26. Juli bis 26. Oktober 2014