Künstlerische Recherche

Die Projektausstellung "Bethan Huws: Reading Duchamp, Research Notes 2007-2014" widmet sich der künstlerischen Forschung, welche die walisische Konzept-Künstlerin Bethan Huws seit 1999 zu Marcel Duchamp (1887–1968) unternimmt und seit 2007 in Werke und Skizzen fasst. Bethan Huws, die sich selber für Wortspiele, Ideogramme und Symbole begeistert, interessiert sich für Duchamp als geistigen Vater der Konzeptkunst sowie für die Frage, wie Bedutung in der Kunst entsteht. Duchamps Schaffen, seine Ready-Mades und Installationen mit anspielungsreichen Titeln, die bis heute voller Geheimnisse geblieben sind, reizten Bethan Huws zum Rätselraten und Entschlüsseln der bislang verborgenen Bezugnahmen.

Aus ihrer jahrelangen Beschäftigung entwickelte Bethan Huws einen reichen kulturellen Referenzraum und ist zu einer ganz eigenen Lesart von Duchamps Gedanken gekommen. Mit Texten, Fotografien und Werknotizen baut sie ein Forschungslaboratorium, eine Art künstlerisches Mind-Map und eröffnet dem Betrachter ein Fenster auf ihre Gedankenflüsse. Auch im Zentrum von Bethan Huws künstlerischer Praxis steht das Schreiben. Sie kläre ihre Gedanken immer im Prozess des Schreibens, sagt die 1961 in Nordwales geborene Künstlerin. Ihre Reflexionen strömen in Sprachexperimente, nehmen als Zeichnung, Skulptur, Foto, Film oder Performance Gestalt an und stehen immer in einem bestimmten Kontext.

Der Akt des Lesens bedeutet denn auch das Eintreten in Assoziationsräume, in denen der Leser Zeichen unserer abendländischen Kultur aufspüren kann durch Wortspiele, die gespickt sind mit subtiler Ironie und Codes der Doppeldeutigkeit. Eben ganz im Sinne Duchamps. Es ist ein stilles Werk voller Poesie und feinem Humor, ein Kontrapunkt zum grossen Spektakel, das in vielen Ausstellungen üblich geworden ist, sowie eine Reflexion über zeitgenössische Kunstgeschichtsschreibung und den Anspruch auf künstlerische Deutungshoheit.

Bethan Huws wurde 1961 in Bangor, Wales geboren. Sie studierte am Middlesex Polytechnic (1981–1985) und Royal College of Art (1986–1988) in London. Sie lebt und arbeitet in Paris und Berlin. Bekannt wurde sie vor allem für ihre "Word Vitrines", Ready-Mades und Objekte sowie Videoarbeiten. Seit 1999 gelangen Werke der aussergewöhnlichen Konzeptkünstlerin in die Sammlung des Kunstmuseums Bern.


Künstlerbuch: "Bethan Huws. Research Notes." Hrsg. Dieter Association, Paris. Mit einem Text von Hans Rudolf Reust (Deutsch / Englisch / Französisch). Gestaltung: Myriam Barchechat, Paris. 684 Seiten, 523 Abbildungen. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2014. ISBN 978-3-86335-647-7.

Reading Duchamp, Research Notes 2007-2014
24. Oktober 2014 bis 1. Februar 2015