"Konstellation 6" im Kunstmuseum Thurgau

Seit der Eröffnung des Kunstmuseums Thurgau in der Kartause Ittingen 1983 hat sich die Kunst radikal verändert. Die Ausstellung "Konstellation 6. Begriffe, Räume, Prozesse" lässt diese Veränderung erleben und thematisiert den Wandel von statischen Werk zum interaktiven Prozess. Die Ausstellung mit Werken von Marina Abramovic bis Roman Signer wird am 15. September eröffnet.

Mitte der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts erschütterte eine wahre Revolution die Kunst. Neue Medien und veränderte Vorstellungen der Künstlerinnen und Künstler von den Möglichkeiten der Kunst führten zu neuen künstlerischen Strategien und Ausdrucksformen. An Stelle von Pinsel und Leinwand traten Video und Fotografie. Erzählerische Inhalte wurden ersetzt durch Konzepte. Das statische Werk verwandelte sich in Prozesse und Ideen.

Das 1983 in der Kartause Ittingen neu eröffnete Kunstmuseum Thurgau beschäftigte sich intensiv mit solchen avantgardistischen Ausdrucksformen. Eine der ersten Ausstellungen im neuen Haus war Roman Signer gewidmet. Es folgten Präsentationen mit revolutionären Positionen wie Marina Abramovic, Jochen Gerz, Jenny Holzer oder Muda Mathis. Die intensive Beschäftigung mit progressiven Tendenzen der Kunst schlug sich auch in der Sammlungstätigkeit nieder, so dass das Kunstmuseum Thurgau heute im Besitz von Schlüsselwerken namhafter Künstlerinnen und Künstler ist. In Ittingen sind so herausragende Werke von Joseph Kosuth, Janet Cardiff, Christoph Rütimann oder Mark Staff Brandl zu finden.

Die Ausstellung "Konstellation 6" stellt Werke vor von über 30 Künstlerinnen und Künstlern, die nicht nur im Museum sondern auch auf der Klosteranlage zu finden sind. Begrüsst wird das Publikum schon auf dem Weg vom Parkplatz ins Kloster von Hemauer und Kellers singendem Tannenbaum. In der Mönchszelle des Ittinger Museums irritieren die holzgeschnitzten Alltagsgegenstände von Ron Temperli die sorgfältig eingerichtete Inszenierung vergangenen Lebens und Janet Cardiffs "Ittingen Walk" führt Neugierige an Orte im Museum, an die sie normalerweise kaum je gelangen würden. Auch Jenny Holzers Steinbänke mit den Lustmord-Texten im Prioratsgarten sind noch immer ein Geheimtipp, der zu einer Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst an einem unkonventionellen Ort verführt.

In den Mönchszellen nachempfundenen Ausstellungsräumen des Kunstmuseums finden sich mehrere raumfüllende Installationen, etwa das "Mandala" von Kühne/Klein, Muda Mathis‘ verwunschenes "Paradies" mit Videobrunnen oder Roman Signers "Tropf". In anderen Werken manifestieren sich interaktive Prozesse. Dazu gehören der Internationale Dorfladen von myvillages.org ebenso wie die Bodenseekarte von Jochen Gerz oder die Möbelskulptur, mit der Christine und Irene Hohenbüchler ihr Projekt "Wilde Gärten" dokumentierten. Der Gang durch die Ausstellung erweist sich als eine lustvolle Entdeckungsreise, in der sich das Publikum immer wieder mit den Grundfragen der zeitgenössischen Kunst konfrontiert sieht.

Konstellation 6: Begriffe – Räume – Prozesse
15. September 2013 bis 23. März 2014