Per Kirkeby in der Kunsthalle Krems

Die Kunsthalle Krems hatte für diesen Herbst zu Per Kirkebys 80. Geburtstag eine umfassende Ausstellung geplant. Kirkeby ist am 9. Mai 2018 verstorben. Nun gedenkt die Kunsthalle Krems mit dieser Schau eines ganz großen Künstlers unserer Zeit. Per Kirkeby zählt vor allem in der Malerei zu den bedeutenden Protagonisten der zeitgenössischen Kunst.

Ab den späten 1960er-Jahren baute er konsequent ein Werk auf, das zwar stets Landschaft und Natur in sich trägt, aber die abstrakte Qualität der Malerei in den Mittelpunkt stellt. Er gilt als einer der Erneuerer der postmodernen Malerei, die dem Tafelbild wieder zu Selbstbewusstsein und Stärke verhalfen. Kirkebys intuitiv-gestische Malerei verbindet ganz selbstverständlich Abstraktion und Figuration. Landschaftlich-Strukturelles und angedeutete Gegenstände und Lebewesen wie Baumstämme oder Kamele vermengen sich im malerisch-zeichnerischen Farbfeld. Das Werk wird als offener Prozess verstanden, als Werden und Vergehen – das sich in mehreren Schichten ablagert.

Die Ausstellung vereint über 100 repräsentative Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen zu einer umfangreichen Personale. Anhand der Holzfaserbilder, an denen der Künstler von Anbeginn seiner Malerei gearbeitet hat, zeigt sie Kirkebys vielschichtige und stilistisch pluralistische Genese. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die bislang noch weniger bekannten Übermalungen, Kirkebys malerische Aneignungen fremder Gemälde. In den 1980er-Jahren befasste er sich intensiv mit der Bronzeplastik. Es sind organische Skulpturen, die vor allem die menschliche Körperlichkeit zum Thema haben. Köpfe, Arme und Beine werden vermengt. Die skulpturalen Arbeiten können auch kolossal ausfallen, sind mächtige Leiber, Tore und Wände. Im Zentrum von Kirkebys Bildhauerei stehen immer das prozessuale Element und die Offenlegung der Materialität.

Eine Skulptur ganz anderer Art ist seit 1993 unweit der Kunsthalle Krems im Skulpturengarten der Minoritenkirche in Stein zu sehen. Es handelt sich um ein Beispiel für Kirkebys Backsteinskulpturen – pseudoarchitektonische Objekte ohne konkrete bauliche Funktion, die in ihrer minimalistisch-konstruktiven Formensprache den expressiv-naturbezogenen Bronzeplastiken entgegenstehen. Diese Arbeit zählt zu den zahlreichen internationalen Kunstwerken im öffentlichen Raum des Landes Niederösterreich.

Schon öfter waren Kirkebys Arbeiten zu Gast in der Kunsthalle Krems, etwa 1996 in der Ausstellung Chaos, Wahnsinn. Permutationen der zeitgenössischen Kunst . Thema waren die Unübersichtlichkeit und der Pluralismus der Kunst zur Jahrtausendwende beziehungsweise die Diskrepanz zwischen der harmonisierenden Ordnung und dem Subjektiv-Expressiven der künstlerischen Positionen. Kirkeby vereint in seiner Malerei Intuition und Struktur, organische Offenheit und konstruktive Ordnung. Im Folgejahr war er mit seinen Naturbildern in der Ausstellung Die Schwerkraft der Berge. Berge und innere Welten von der Romantik bis zur Gegenwart vertreten. In Florian Steiningers Eröffnungsschau "Abstract Painting Now! Gerhard Richter, Katharina Grosse, Sean Scully..." im Sommer 2017 zeigte er Kirkeby im Abschnitt "Abstrakte Figur und Natur" gemeinsam mit Eugène Leroy, Herbert Brandl und Franz Grabmayr.


Per Kirkeby
25. November 2018 bis 10. Februar 2019
Eröffnung: Sa 24. November 18 18.30 Uhr