Katja Berger: "Umarmungen" der besonderen Art

Die Bregenzer Sylvia Janschek Art Gallery gibt derzeit anhand von fast 50 Gemälden und Collagen einen Einblick in das aktuelle Schaffen der 1973 im steirischen Judenburg geborenen und heute in Wien und teils in Lochau lebenden und arbeitenden Künstlerin Katja Berger. Inhaltlich im Mittelpunkt der Bergerschen Werke stehen alltägliche soziale Beziehungen in all ihren Facetten, in denen immer wieder auch das Tier seinen Platz erhält. Entsprechend auch der Titel der Schau: "Embrace" (Umarmung). 

Die Art, wie Katja Berger ihre Protagonist:innen nach Annäherung streben lässt, zeugt von Sehnsüchten und Wunschträumen, respektive der Suche nach Halt, Zuneigung und Anerkennung. Die formalen Ausdrucksmittel, die die Künstlerin dabei einsetzt, wirken mal surreal, dann wieder plakativ, oder märchenhaft illusionistisch und naiv-kindlich wie die Illustrationen von Kinderbüchern. 

In ihrer künstlerischen Arbeit steht der Inhalt im Vordergrund, insbesondere die Erforschung der emotionalen und inneren Dimensionen von Menschen und Tieren, wie sie gegenüber Kultur-Online betont. "Ich arbeite rein intuitiv und lasse mich von den Gefühlswelten inspirieren. Dabei geht es mir um das Einfühlen, das Zuhören, das Zeigen von Mitgefühl und Liebe sowie um die Auseinandersetzung mit Vergangenem, Zukünftigem und den Ängsten, die uns begleiten," so Katja Berger wörtlich.

Die Wahl der künstlerischen Technik, sei es Mixed Media Collage oder Öl auf Leinwand, spielt aber eine wichtige Rolle, um den Inhalt und die gewünschte emotionale Wirkung zu transportieren. "Ich wähle die Technik bewusst, um den Ausdruck und die Botschaft des Inhalts bestmöglich zu unterstützen. Die Technik ist dabei aber niemals Selbstzweck, sondern Mittel, den Inhalt zu übertragen," betont die Künstlerin. 

In manchen Bildserien dominiert eine hautähnliche pink-rosane Farbe. Beim Dargestellten handelt es sich vielfach um mischförmige Wesen, einem Mix aus Fantasie, Traum und Realität. Laut Künstlerin handelt es sich dabei gleichsam "um eine Synthese von Bewusstem und Vor-Bewusstem, Traumfragmenten, die in die Realität sickern, sie zerstückeln, mitgestalten. Deren physische Repräsentanten können sich in jederlei Wesen, in jeder Art von Szenario manifestieren, wie etwa in den Werken von Leonora Carrington. Zutiefst Innerliches, Persönliches, Diffuses findet so seine Verstofflichung, die für jeden Einzelnen eine individuelle Metamorphose auslösen und durchlaufen kann."

Auf vielen Gemälden Bergers fehlt die Tiefenperspektive. Die Figuren scheinen im Farbraum fast zu schweben. Die Gesichter, auch bei Tieren, erscheinen als schattenlose, durchgängige Farbflächen, in die riesengroße Augen und markante Münder respektive Lippenpaare gesetzt sind. Laut Künstlerin dient diese Reduzierung der Hervorhebung wesentlicher nonverbaler Kommunikationszuschreibungen und als Leitfaden für die Lesart der Werke. Berger: "In der Versinnbildlichung der Schwarz-Weiß-Serie wird die Realität nicht als von Natur aus gut und harmonisch dargestellt, sondern als vom Menschen – dem 'Erdzerstörer' – verursachtes Unheil, insbesondere in Bezug auf Umweltzerstörung und soziale Probleme. Durch diese Form der Ausführung möchte ich die Betrachter auffordern, über die Auswirkungen ihres Handelns in der realen Welt nachzudenken." 

Katja Berger: "Embrace"
Bis 15.11.2023
Di – Sa 14–18
Finissage; 15.11.2023, 11.00 bis 15.00 Uhr