Der 89jährige Maler und Bildhauer Karel Malich gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Tschechischen Republik und revolutionierte mit seinen aus Draht und Plexiglas geformten Figuren maßgeblich die Vorstellungen von Skulptur. Er raubte ihr die Masse und schuf freischwebende Objekte, mit denen er die Dimension des Raums, insbesondere die des Kosmos neu definierte. Dabei wird die Energie zum zentralen Gestaltungselement seiner Kunst.
Der heute in Prag lebende Künstler stellte bereits in den 1960er Jahren im Guggenheim Museum in New York aus, zog sich dann zu Beginn der 70er, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings und dem damit verbundenen Ausstellungsverbot, gezwungenermaßen in sein Atelier am Prager Stadtrand zurück. Er beschäftige sich mit Energie, Luftströmungen und Wolkenbilder. Dabei entstanden auch seine wohl wichtigsten Werke wie "Menschlich-kosmischer Geschlechtsverkehr" von 1984.
Seine freischwebenden Skulpturen formte der Künstler aus leicht, gut biegbaren Drähten, die in ihrer fließenden Bewegung scheinbar Phänomene materialisieren, die normalerweise nicht sichtbar sind. Malichs Überlegungen zur Skulptur führen daher noch einen Schritt weiter als die von Alberto Giacometti. Zu dessen Arbeiten Malich sich äußert: "Er (Giacometti) gestaltet sich selbst im Portrait, aber es fiel ihm nie ein, dass er selbst nur Licht ist." Und tatsächlich erweisen sich seine Skulpturen und Zeichnungen als konstante Auseinandersetzung mit Phänomenen der Raummessung – insbesondere der kosmischen Dimension.
Erstmalig wird nun auch in Deutschland eine umfassende Retrospektive dieses visionären Bildhauers und Malers zu sehen sein. Das Ludwig Museum in Koblenz präsentiert in der Ausstellung "Karel Malich. Cosmic" rund 140 Arbeiten des tschechischen Künstlers. Die Schau gibt einen repräsentativen Einblick in das Schaffen von Karel Malich. Den Auftakt bilden dabei die, an Kandinsky erinnernden, frühen gegenständlichen Zeichnungen, bei denen er sich von seinen Kindheitserfahrungen leiten ließ und die Natur rund um die ostböhmische Kleinstadt Holice einfing.
Es folgen die ersten abstrakten Drahtskulpturen der 1960er Jahre und die architektonischen Studien, in denen der Künstler Zukunftsvisionen von Häusern und ganzen Städten auf dem Meeresboden entwarf. Den Schwerpunkt der Ausstellung und seines Œuvre bilden die Pastelle und zweifelsohne die frei schwebenden Objekte aus Draht und Plexiglas der 1980erJahre, die hier ergänzt werden durch seine späten Zeichnungen.
In seiner ganzen Komplexität erweist sich das Werk von Karel Malich als ein kosmisches Wechselspiel zwischen Vision und Poesie. Alles durchfließt dieselbe Energie – die Kraft des Lebens.
Karel Malich. Cosmic
30. März bis 25. Mai 2014