Jules Chéret - Ein Tiepolo der Boulevards

Jules Chéret (1836–1932) gilt als der Vater des modernen Plakats. Als Lithograf, Drucker, Zeichner, Maler, Dekorateur und Illustrator ist er eine herausragende Gestalt des Pariser Künstler- und Literatenmilieus an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Unter Einsatz der Farblithografie entwickelte Chéret das Werbeplakat zu einer eigenständigen Kunstform und trug mit seiner gewaltigen Produktion von Farbplakaten zum Wandel des städtischen Erscheinungsbildes der Kunstmetropole Paris bei.

Die Liberalisierung der Presse, die Erweiterung des Schienennetzes und der Aufschwung von Wirtschaft und Handel führten gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer großen Nachfrage nach Plakaten und Illustrationen. Jules Chéret widmete sein Motivspektrum sämtlichen Bereichen des Wirtschaftslebens, vom Zirkus und Caféhaus-Konzert über Ausstellungen bis hin zu Konfektionsmode und Kosmetika, Arzneimitteln und Presseerzeugnissen. Seine außergewöhnlichen Plakatentwürfe verschafften ihm den Spitznamen "Tiepolo der Boulevards".

Die Chéret gewidmete Retrospektive konzentriert sich auf sein Werk als Plakatkünstler, beleuchtet aber auch seine weniger bekannte Seite als Zeichner, Maler und Dekorateur. Sie befasst sich mit der Frage von Chérets Stil, der einerseits in der Tradition des Neorokoko steht und darüber hinaus aus Quellen wie dem Japonismus schöpft, andererseits aber auch erste Elemente der Moderne aufweist, die später Impressionisten wie beispielsweise Georges Seurat oder Henri de Toulouse-Lautrec faszinieren sollten.

Anhand einer umfangreichen Auswahl aus seinem Gesamtwerk wird die Laufbahn dieses für die Geschichte der Plakatkunst wegweisenden und bedeutenden Künstlers nachgezeichnet. Möbel, gemalte Dekorelemente, Wandgrafiken, Kartons für Wandbehänge, Porträts und Zeichnungen finden sich ebenso in der Ausstellung wie Theater- und Zirkusplakate, Reklameposter, Buchumschläge, Werbekarten und -programme, insgesamt etwa 240 Objekte.

In Zusammenarbeit mit Arnoldsche Art Publishers legt das Museum Villa Stuck die erste große deutschsprachige Publikation zu Jules Chéret vor. Anhand von Texten von Ségolène Le Men, Réjane Bargiel und Martijn F. Le Coultre in deutscher und englischer Sprache und mehr als 120 Farbabbildungen kann das deutsche Publikum damit zum ersten Mal auf den Pfaden dieser bedeutenden Figur des 19. Jahrhunderts wandeln.

Jules Chéret (1836–1932)
Künstler der Belle Époque und Pionier der Plakatkunst
10. November 2011 bis 5. Februar 2012