Josef Dabernig - Panorama

Das Panorama taucht seit 1989 in Josef Dabernigs Werk auf. In einem über die Jahre zur Obsession gesteigerten Ritual dient es dem Künstler zur Befragung von Analogien zwischen Film und Fotografie, Bildraum und Bildfläche sowie der Phänomenologie eines Objekts oder Orts. Der Filmemacher, Fotograf, Zeichner und Bildhauer Dabernig wählt Sportplätze als Untersuchungsobjekte. Wie kaum eine andere kulturell geprägte Struktur gleichen sich diese Orte auf der ganzen Welt in Form und Ausmaß – sie stehen für den Begriff der Rand- oder Freizeit.

Sportplätze sind allerdings auch aufgeladene Orte der Versammlung, des Sieges und der Niederlage und mitunter auch der Demagogie. Sie sind durch ihre Form auf jedem Stadtplan auszumachen und gehören nicht selten zu den magnetischsten Anziehungspunkten einer Stadt. In repetitiv gleichen Aufnahmen untersucht Dabernig Sportplätze hinsichtlich ihrer Zwischentöne. So nimmt er in sechs Bildern einen 180°-Rundblick der Sportplätze auf. Verwandt mit den Untersuchungen von Bernd und Hilla Becher oder Hans Peter Feldmann geht er dabei den Typologien dieser Orte nach.

Ganz anders aber als diese Fotografen baut er damit einerseits einen Raum für die Besucher/innen und schafft andererseits eine filmische Miniatur, die durch die Sehbewegung ins Laufen gerät. Kleine Verschiebungen, Irritationen, unterschiedliche Vegetationen, Lichtverhältnisse und Dekorationen werden somit zu Requisiten einer bewegten Wahrnehmung von kulturell geprägten Räumen.

Der Mensch wird dabei aber nicht räumlich integriert, wie in den Panoramen des 19. Jahrhunderts, sondern steht den kleinformatigen Bildern lesend gegenüber. Und gerade darum steht nicht nur das, was wir sehen, sondern auch das, was wir nicht sehen im Mittelpunkt des Interesses dieser Panorama-Fotografie. Die Sammlung von Panorama-Bildern, die von Brasilien in die Ukraine oder auch nach Ägypten und Italien führt, ist im Laufe der Jahre zu einer bestechenden Größe angewachsen. In ihrem Umfang erinnert die Sammlung der Aufnahmen bereits an ein Nachschlagewerk, das Zeit und Raum linear lesbar werden lässt.

Das Universalmuseum Joanneum zeigt in Kooperation mit der Diagonale 2013 die Ausstellung an zwei unterschiedlichen Orten: Im Kunsthaus Graz nutzt sie den Aussichtsraum der Needle und in der Neuen Galerie Graz sind die reduzierten Arbeiten im Rundraum des Erdgeschosses zu sehen. Somit eröffnet sich durch die Bewegung des Publikums ein Dialog zwischen Architektur, Raum und Fotografie.

Josef Dabernig - Panorama
1. März bis 28. April 2013