It must schwing

Vielen deutsch-jüdischen Emigranten gelang es im Exil in kurzer Zeit Fuß zu fassen. Wie entscheidend sie zum Teil auch die Entwicklung der zunächst fremden Kultur prägten, zeigt die Geschichte der beiden Berliner Alfred Lion (1908–1987) und Francis Wolff (1907–1971), die nach Ihrer Auswanderung aus Deutschland 1939 in New York das legendäre Jazzlabel Blue Note Records gründeten. Für die beiden leidenschaftlichen Jazzfans war Jazz nicht nur Musik, sondern ein Lebensgefühl – stets galt Alfred Lions Credo: "It must schwing."

Das kleine unabhängige Jazzlabel Blue Note begann mit Boogie-Woogie-Aufnahmen. In den 1940er Jahren konzentrierte es sich immer mehr auf den Bebop und erlebte in den 1950er und 60er Jahren seine Blütezeit als das weltweit renommierteste Hardbop-Label. Oft wurde mit bis dahin unbekannten Künstlern gearbeitet. Lion und Wolff ließen ihnen die Freiheit, eigene Ideen zu entwickeln und unterstützten sie, indem sie nicht nur für die Aufnahmen, sondern auch für die Proben bezahlten.

Francis Wolff, der schon in Berlin zum Fotografen ausgebildet worden war, begleitete die Aufnahmen mit seiner Kamera. Entstanden ist eine einzigartige Porträtgalerie herausragender Jazzmusiker, Bilder, die zugleich eines der wichtigsten Gestaltungsmittel der Plattencover wurden, und die noch immer den grafischen Charakter des Labels prägen. Wolffs ausdrucksstarke Schwarzweiß-Bilder gehören heute zu den Klassikern der Jazz-Fotografie.

Die Ausstellung in der Eric F. Ross Galerie zeigt Porträts von John Coltrane, Art Blakey, Miles Davis, Dexter Gordon, Herbie Hancock, Thelonious Monk, Bud Powell, Sonny Rollins, Horace Silver, Jimmy Smith und weiteren. Neben den Fotografien werden auch Schallplattencover des Blue Note Labels zu sehen sein. Die jüngere Geschichte des Jazzlabels wird durch Arbeiten von Jimmy Katz (geb. 1957) dokumentiert, der seit 1993 als Fotograf für Blue Note tätig ist.

Das diesjährige Jazzfest Berlin legt einen besonderen Schwerpunkt auf das 70jährige Bestehen des Labels Blue Note. Der Glashof des Jüdischen Museums wird zu einem der Veranstaltungsorte des Festivals, vom 5. bis 8. November werden dort täglich um 17:30 Uhr Konzerte stattfinden, unter anderem mit Yaron Herman, Robert Glasper, Aaron Parks und Erik Truffaz.

It must schwing
Blue Note - Fotografien von Francis Wolff und Jimmy Katz
30. Oktober 2009 bis 7. Februar 2010