Im Atelier der Geschichte

Anlässlich seines 25jährigen Jubiläums präsentiert die Stiftung Deutsches Historisches Museum erstmals ausgewählte Gemälde aus seiner Sammlung in einer eigenen Ausstellung. Mehr als einhundert ausgewählte Werke zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert stehen beispielhaft für einen Gesamtbestand von über 2.500 Gemälden. Die Ausstellung präsentiert überwiegend Erwerbungen des Museums seit 1987, einige Dauerleihgaben der Bundesrepublik aus der "Linzer Sammlung" und Ankäufe aus dem Haus der deutschen Kunst zwischen 1938 und 1944 sowie Erwerbungen des Museums für Deutsche Geschichte nach 1952.

Zu sehen sind Meisterwerke von Giuliano Bugiardini, Lucas Cranach d. Ä., Hyacinthe Rigaud, François Gérard und Anton Graff, die Personen der Geschichte wie Martin Luther, Papst Clemens VII., die Erzherzogin von Österreich Maria Theresia, Liselotte von der Pfalz oder Kaiser Napoleon I. porträtierten. Schlachtengemälde, Stadtansichten, Panoramabilder und Alltagsszenen nehmen die Besucher mit auf eine anschauliche und spannende Reise durch die Vergangenheit.

Deutlich wird ein Panorama der unterschiedlichsten Aufgaben der Malerei aus sechshundert Jahren: Von der Inszenierung der Herrscher und ihres Umfeldes, über die Darstellung historischer Ereignisse bis hin zu Schilderungen des Alltagslebens. Die Gemälde prägen das Bild der historischen Überlieferung und geben uns bis heute Orientierung in der europäischen Geschichte. Dennoch sind sie Konstruktionen von Geschichte.

Den Auftakt für die Ausstellungsbesucher bildet das beeindruckende Herrscherbildnis Napoleons I. im Krönungsornat von François Gérard, das nach 1804 entstanden ist. In diesem Staatsporträt feiert sich Napoleon I. als Erbe des römischen Reiches und Nachfolger Karls des Großen. Die vorangegangenen Epochen zeigen neben Porträts vielfach Andachtsbilder. Sie führen den Besuchern die Bedeutung des Glaubens für die Lebensgestaltung im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit und die Vorsorge für das Leben im Jenseits vor Augen.

Die großen religiösen Auseinandersetzungen um den rechten Glauben und machtpolitische Interesse prägten das 16. und 17. Jahrhundert. Krieg und Frieden sind bestimmende Themen der Bilderproduktion während der Napoleonischen Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie wurden von den Nationalbewegungen Europas über mehrere Generationen immer wieder aufgegriffen. Der Wunsch nach Teilhabe an der Nation und der Kampf um bürgerliche Freiheiten spiegelt sich in den Gemälden zur Revolution von 1848 wider.

Soziale Konflikte und das Arbeiten im modernen Fabriksystem greift die Malerei seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer häufiger auf, sowie auch die Großstadt mit ihren neuen Lebensformen und Problemen Thema der Malerei wird. Das 20. Jahrhundert, mit seiner Vielfalt an künstlerischen Stilen, zeigt Bildschöpfungen zu den beiden Kriegen, zur Moderne in der Weimarer Republik und aus den beiden deutschen Staaten. Zur Ausstellung erscheint ein reich illustriertes Begleitbuch, das über zweihundert Werke aus der Gemäldesammlung bis 1914 vorstellt.

Im Atelier der Geschichte
25. Oktober 2012 bis 21. April 2013