Horizon Field Hamburg

Der britische Künstler Antony Gormley entwickelt eigens für die große Deichtorhalle zur Documenta-Zeit eine neue, spektakuläre Installation, das "Horizon Field Hamburg". Der Besucher betritt die Nordhalle der Deichtorhallen und sieht sich mit einem fast 4.000 qm großen und bis zu 19 m hohen, fast leeren Raum konfrontiert.

In diesem offenen Raum lädt eine weite, schwarze, spiegelnde, schwebende Ebene siebeneinhalb Meter vom Erdboden entfernt zu neuen Erfahrungen ein. Die hängende, leicht schwingende Fläche nutzt die strukturellen Möglichkeiten und den architektonischen Kontext des über 100 Jahre alten Gebäudes der Deichtorhallen, um die Besucher in Zeit und Raum im gegenseitigen Miteinander neu zu orientieren. Der darunterliegende Raum befindet sich im Schatten, spärlich beleuchtet durch das Licht, das seitlich von den Deckenfenstern hineinfällt. Hier können sich die Besucher aufhalten und den Schritten und Stimmen der unsichtbaren Personen über ihnen lauschen. Jede Tages- und Nachtzeit, jedes Geräusch und jede Lichtveränderung wird zu einem Teil des Kunstwerks.

"Horizon Field Hamburg" wird die Wahrnehmung des Gehens, Fühlens, Hörens und Sehens umorientieren und neu verbinden. Diese persönliche bzw. kollektive Erfahrung wird durch Vibration, Sound und Widerspiegelung vermittelt werden. Das Projekt kann insgesamt als ein waagerecht im Raum aufgespanntes Gemälde aufgefasst werden, auf dem die Besucher zu Figuren auf einem freischwebenden und nicht definierten Grund werden. "Horizon Field Hamburg" ist die neueste Arbeit aus einer Serie von Projekten, die mit der Partizipation der Besucher operieren.

"One & Other" von 2009 lud 2.400 Menschen ein, einen leeren Sockel auf Londons Trafalgar Square 100 Tage lang, 24 Stunden am Tag, für je eine Stunde zu besetzen. Die Besucher nahmen die Haltung einer Statue ein und verwandelten sich so in Darstellungen ihrer selbst. In der Arbeit "Blind Light" in der Hayward Gallery in London tauchten die Besucher in eine kalte, helle und dichte Wolke ein, die alle sichtbaren Gegenstände in sich verschwinden ließ und den Boden endlos erweiterte. Das Bewusstsein des Besuchers wurde so selbst zum Thema.

Der unmittelbare Vorgänger des Hamburger Projektes war das "Horizon Field Vorarlberg". Die 100 lebensgroßen, eisernen Körper vom "Horizon Field Vorarlberg" bezogen die Betrachter in einer Art Wahrnehmungsfeld mit ein. Das "Horizon Field Hamburg" konfrontiert den Betrachter nicht mit der natürlichen Außenwelt, sondern mit dem Gebauten – es ergeben sich neue Perspektiven auf das Innere des Gebäudes und nach außen auf die Stadt.

Horizon Field Hamburg
27. April bis 16. September 2012