In heißer Lieb’ gebraten

Ab dem 15. November 2012 interveniert die Berliner Künstlerin Caro Suerkemper mit ihren freiplastischen Figuren und Figurengruppen in der Historischen Villa Metzler des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt. Sie greift die Idee der Porzellankunst des 17. und 18. Jahrhunderts auf und schafft Keramiken, die skurril überzeichnete Frauenfiguren in provokant lustvollen Szenarien zeigen: mehr oder weniger bekleidete, ungelenk-gelenkig ineinander verschlungene weibliche Körper.

Ins Museum für Angewandte Kunst Frankfurt ist die Künstlerin mit ihren Heldinnen aufgebrochen, um dort in den Epochenräumen der Historischen Villa Metzler Unruhe zu verbreiten. Ungehemmt tanzend, ringend oder gottergeben betend, wie wild wuchernde Gewächse oder heimatlos verloren verbinden sie sich camouflageartig mit Sammlungsstücken und geben – manchmal erst auf den zweiten Blick - ihren witzig-bissigen Kommentar zu ihrem temporären Aufenthaltsort ab. Der Ausstellungstitel "In heißer Lieb’ gebraten" zitiert das Fragment eines lutherschen Liedes von 1524 und verstärkt auf poetische Weise die Widersprüchlichkeit der Suerkemper’schen Wesen.

Die klassizistische Villa Metzler, historischer Nukleus des 1985 von Richard Meier realisierten Neubaus für das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, bietet seit 2008 den Besuchern neun sogenannte Epochenräume. Diese aus den Sammlungen des Museums zusammengestellten Wohn- und Mobiliarambiente inszenieren, unterstützt von Repliktapeten und fein abgestimmter Textilausstattung, Raumcollagen zu den Epochen des Barock bis Jugendstil. Die kongenialen, mit Privatikonographien aufgeladenen Plastiken Caro Suerkempers treten mit den jeweiligen Räumen in Dialog, hinterfragen die perfekte Rauminszenierung und korrigieren so auf subtile Weise unsere Wahrnehmung.

Es ist noch unbestimmt, ob sich 20, 30 oder mehr "Freigelassene" in den Räumen der Villa tummeln werden. Vieles entsteht unmittelbar im Vorfeld der Intervention. Es ist Caro Suerkempers besonderes Interesse an Spielregeln und Ordnungssystemen, das sich hier nicht nur im Ausdruck der Figuren und Figurengruppen ausleben kann. Der Ort selbst bietet Situationen, die sie zu burlesken Szenen von surrealer Qualität komponiert. Begeistert von den historischen Werken aus Barock bis Jugendstil, von Meißen bis Wedgewood, vom Tafelaufsatz bis zum Kerzenständer, fasziniert vom künstlichen Wohlklang der Museumspräsentation, positioniert Caro Suerkemper ihre Akrobatinnen, Betschwestern und treuherzigen Pornoqueens und lässt den Besucher in durchaus lustvollem Zweifel darüber, was hier wohl gespielt wird.

In heißer Lieb’ gebraten
Plastiken von Caro Suerkemper
15. November bis 30. Dezember 2012