Die von Haus-Rucker-Co aufgegriffenen Themen, wie etwa die zunehmende Umweltzerstörung, verdeutlichen die bis heute anhaltende Relevanz des Schaffens dieser bedeutenden österreichischen Künstler- und Architektengruppe. Das Linzer Lentos präsentiert in der Ausstellung erstmals das 2020 von der Stadt Linz angekaufte Archiv von Günter Zamp Kelp.
Mit ihren Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Architektur zählt die Gruppe Haus-Rucker-Co (1967–1992) zu einer der wichtigsten Positionen in der österreichischen Nachkriegsavantgarde. Ihr wegweisendes Werk überschritt die Grenzen traditioneller Gattungen und rief zu einer Verknüpfung von Kunst und Leben auf. Die von Haus-Rucker-Co aufgegriffenen Themen, wie etwa die zunehmende Umweltzerstörung, verdeutlichen die bis heute anhaltende Relevanz ihres Schaffens. Der Titel "Atemzonen" schlägt nicht zuletzt eine inhaltliche Brücke zu wichtigen Werkgruppen, wie sie etwa in der Ausstellung "COVER". Überleben in verschmutzter Umwelt (1971) gezeigt wurden.
"In der Ausstellung wird die Anwesenheit des Elementes Luft thematisiert. Also die Präsenz jener Gaskombination, die aus 21 % Sauerstoff, 78 % Stickstoff, 0,93 % Argon und 0,035 % Kohlendioxyd besteht und eine essentielle Voraussetzung für terrestrisches Leben ist. Diese Gasgemisch ist bekanntlich unsichtbar und wird uns immer erst dann bewusst, wenn es schlecht riecht, es unerträglich heiß oder kalt wird oder es uns den Atem verschlägt. Dann rufen wir nach Klimakontrolle, nach wohltemperierten, kontrollierten Environments, die unser Überleben garantieren." Günter Zamp Kelp, Künstler
Zamp Kelp, der die Ausstellung selbst architektonisch gestaltet hat, trennt den 800 qm großen Ausstellungsraum im Linzer Kunstmuseum durch sieben szenische Paravents in sechs Bereiche: "Klimakontrolle", "Progressives Wohnen", "Stadtnatur", "Kosmos Vanilla", "Geschichten vom Raum" und "Orte der Kommunikation". Die Schau bietet einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Mitglieder von Haus-Rucker-Co, darunter die Architekten Laurids Ortner, Günter Zamp Kelp, der Maler Klaus Pinter, sowie ab 1971 Manfred Ortner. Zu sehen sind prominente Projekte der Gruppe, wie u.a. "Ballon für Zwei" (1967) eine pneumatische Blase mit der die Gruppe bereits bei Ihrer Gründung Aufmerksamkeit erregete, "Pneumacosm" (1967) der Entwurf für eine visionäre Megastadt, in der radikal neue Formen des Wohnens in der Zukunft gelebt werden, oder auch die Siebdruckserie "Haus-Rucker-Co on Broadway" (1972), fünf Blätter, auf denen mittels Fotomontagen die Projektion klimakontrollierter architektonischer Implantate auf ungenützten Dachflächen und Freiräumen am berühmten Platz in New York visualisiert wurde. Die präsentierten Objekte, Entwürfe und Modelle stammen aus dem Ankauf des Archiv Günter Zamp Kelp durch die Stadt Linz im Jahr 2020. Bis dato ist dieser Werkblock die bedeutendste Kollektion der Architekturgruppe in einem öffentlichen Museum.
Das "Lentos Archiv Haus-Rucker-Co" besteht aus Arbeiten, die in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entstanden sind. Um diesen Werken aktuelle Positionen gegenüberzustellen, wurden Studierende der Abteilung raum&designstrategien der Kunstuniversität Linz eingeladen, zum Thema "Atmen und Atemzonen" Projekte und Statements zu entwickeln, die in einem extra Raum unter dem Ausstellungstitel Frische Luft präsentiert werden. Zusätzlich wird die Ausstellung durch eine Soundarbeit von Kirsten Reese im Freiraum des Lentos ergänzt. "Atemzonen" prangt auf einem transparenten Banner mit Blick auf das gegenüberliegende Donauufer. Mittels Atemgeräusche in Verbindung mit den mechanischen Klängen medizinischer Beatmungsgeräte umfängt die Soundinstallation die Hörenden wie eine akustische Hülle am umbauten Vorplatz des Museums.
Haus-Rucker-Co
Atemzonen
Bis 25. Februar 2024