Harriet Korman. Developing Format

Satt und kräftig leuchten die Farben aus den geometrisch strukturierten Gemälden von Harriet Korman. Die ausgestellten Arbeiten der letzten vier Jahre zeigen die aktuelle Schaffensphase einer Künstlerin, die Ihr Werk über mehr als vier Jahrzehnte hinweg kontinuierlich entwickelt hat. Seit Beginn Ihrer Karriere mit der ersten Ausstellung 1970 bei Rolf Ricke in Köln ist es die abstrakte Malerei, die Harriet Korman mit Fokus auf wenige ausgewählte Aspekte betreibt. Als Studentin von Richard Serra hat die Künstlerin ihren Ansatz im New York der 1960er heraus gebildet.

Die Kunstwelt stand damals noch unter dem Eindruck des amerikanischen Action Paintings, dem die Pop Art und die Minimal Art neue Impulse entgegen setzten. Zwischen diesen Polen hat Korman in ihrer Arbeit stets die Einfachheit als oberstes Gebot gesetzt. Sie hat sich der fortwährenden Erkundung der Bildfläche verschrieben, während andere den "Ausstieg aus dem Bild" proklamierten. Daraus resultierten in der Vergangenheit Gemälde von unterschiedlichem Ausdrucksgehalt, mal sehr malerisch, mal dominiert von organischen Formen. Aktuell ist es die Geometrie und eine nach mathematischen Grundsätzen gegliederte Bildfläche, die dem Prinzip der Künstlerin am besten Ausdruck verleiht.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Werke der Ausstellung zu erkunden, die nur auf den ersten Blick streng wirken, und die auf den zweiten und alle weiteren Blicke immer wieder Entdeckungen bereit halten. Zunächst ist da die eingangs bereits erwähnte Farbe, die bei Harriet Korman in einer eigentümlich klaren Qualität von den Bildern strahlt. Dies rührt daher, dass die Künstlerin seit mehr als 20 Jahren ihren Farben kein weiss mehr beimischt. Es ist also die Farbe in ihrer direktesten, intensivsten Form und hauptsächlich als Primär- und Sekundärfarbe kombiniert mit Brauntönen, die uns in diesen Gemälden entgegentritt.

In einigen Bildern ist der Farbauftrag sehr kompakt, in anderen Werken ist der Pinselduktus deutlich sichtbar, was den Gemälden Tiefe und Bewegung verleiht. Auch die Linienführung ist nicht perfekt gerade, man erkennt die Handführung der Künstlerin, was wiederum die vermeintliche Strenge auflockert und Lebendigkeit erzeugt. Den Linien zu folgen ist eine weitere Möglichkeit, sich den Gemälden zu widmen, und damit verbunden die zugrunde gelegte, geometrische Struktur zu entschlüsseln. In den gezeigten Arbeiten ist diese stets symmetrisch basiert. Bei drei Werken von 2013 ist es eine zentrierte Diamantform. Bei anderen Werken, die zwischen 2010 und 2012 entstanden, spielen Diagonalen eine wichtige Rolle, welche Teilflächen des Bildes durchkreuzen.

Die entstehenden Felder werden allerdings von der Künstlerin so gefärbt, dass die Symmetrie immer wieder aufgebrochen wird und das Auge von verschiedenen Schwerpunkten und Lichtern über die Bildfläche geführt wird. "The less balanced a painting is, the more interesting it is", sagt die Künstlerin dazu. Dieser prozesshafte "Werdegang" des Bildes kann auch in den Ölkreidezeichnungen nachvollzogen werden, die Korman nur selten der Öffentlichkeit präsentiert und von denen eine exklusive Auswahl in der Ausstellung zu sehen ist.


Harriet Korman. Developing Format
Malerei und Zeichnung 2010-2014
20. März bis 23. Mai 2015