Guido Guidi – Fotografische Visionen zu einer Architektur der Moderne

Guido Guidi (* 1941 in Cesena) ist bekannt als Pionier der italienischen Landschafts- und Architekturfotografie. Beeinflusst vom Neorealismus und der Konzeptkunst beschäftigte er sich in seinem Werk seit den 70er Jahren vor allem mit marginalisierten Räumen, mit Orten, Landschaften und Architekturen aus der Peripherie, die nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen. In seinen Fotografien sammelt er Spuren der Vergangenheit und der Gegenwart, und seine Werke erzählen von der Veränderbarkeit unserer Realität im Laufe der Zeit, sowie von der Transformation von Städten und Landschaften durch die Eingriffe des Menschen. In diesem Zusammenhang entwickelte er eine Bildsprache, die unseren visuellen Erkenntnisprozess anhand des Mediums der Fotografie reflektiert, indem sie die Veränderbarkeit und Sensibilität unserer eigenen Wahrnehmung hinterfragt.

Ab den 80er Jahren entstanden zahlreiche fotografische Serien, in denen Guido Guidi brutalistische Architekturen der Moderne dokumentierte. Die Galerie foto-forum vereint in einer Ausstellung die Präsentation von drei ausgewählten Fotoserien, nämlich von Fotografien aus „The Atlantic Wall“ (2005), einem umfangreichen fotografischen und architekturhistorischen Forschungsprojekt rund um eine der letzten großen Verteidigungslinien des 20. Jahrhunderts, den Bunkern an der Atlantikküste Nordeuropas, erbaut von den deutschen Besatzungsmächten in den Jahren 1941 bis 1944. Weiters zeigt die Ausstellung Fotografien des Fabrikgebäudes Usine Claude-et-Duval in Frankreich (2003), erbaut vom Meister der modernen Architektur Le Corbusier im Jahre 1951, dem einzigen je von Le Corbusier entworfenen Industriegebäudes. Und letztlich ist eine Auswahl von Fotografien aus dem Projekt „La tomba di Brion“ (1996-2006) zu sehen sein, dem Grabmal des Industriellen Giuseppe Brion, einem architektonischen Hauptwerk des Architekten Carlo Scarpa, erbaut zwischen 1970 -1978 im Friedhof San Vito in Altivole (Provinz Treviso), welches Guido Guidi in einem Zeitraum von 10 Jahren fotografierte.

Die präsentierten fotografischen Serien sind Zeugnisse eines rigorosen und klaren, gleichzeitig unsentimentalen und doch in höchstem Maße poetischen Blicks auf Bauwerke moderner Architektur. Es sind Bilder der Erinnerung, welche das Thema der vergehenden Zeit in den Fokus rücken, indem das Licht, die Veränderung der Farben, und der Lauf der Schatten in seriell angeordneten Fotoreihen das Fortschreiten des Tages und der Jahreszeiten kennzeichnen. Und gleichzeitig erlangt der abgebildete Gegenstand eine einzigartige Monumentalität und Unvergänglichkeit. Die Arbeiten können als Beispiele eines tiefen Verständnisses Guido Guidis für das Zusammenspiel zwischen Architektur und Landschaft, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und zwischen fragiler Vergänglichkeit und monumentalem Ewigkeitsanspruch gelesen werden.

Guido Guidi – Fotografische Visionen zu einer Architektur der Moderne

Eröffnung: 27. März 2019, 19.00 Uhr
Ausstellung: 28.3. – 4.5.2019
Kuratiert von Sabine Gamper