Grosse Gefühle

Liebe, Zorn oder Trauer – Gefühle sind lebensbestimmende, komplexdynamische Prozesse, deren Äußerungen kulturell geformt und sozial erlernt werden. Die Ausstellung "Grosse Gefühle" setzt sich mit den unterschiedlichen Ausformungen von Emotionen und ihrer jeweiligen Veränderung in den historischen Kontexten von Kunstwerken auseinander.

Rund 40 Arbeiten der Gegenwartskunst aus der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin – darunter Werke von Maurizio Cattelan, Douglas Gordon, Dinos und Jake Chapman, Damien Hirst, Sharon Lockhart oder Berlinde De Bruyckere – werden, um dieser Fragestellung nachzugehen, in einen Dialog mit nahezu ebenso vielen Werken aus den unterschiedlichen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien gesetzt.

Innerhalb der historischen Differenz, die die Werke trennt, wird der Fokus auf mögliche Verbindungslinien des Ausdrucks, deren Basis im sozialen Gedächtnis der Gesellschaft aufgesucht wird, gelegt. Insbesondere Aby Warburgs Interesse an der Wandlung und dem Weiterleben der "Pathosformeln" in Gesten, Gebärden und Mimiken dargestellter Personen in Bildern und anderen Kunstmedien seit der Antike soll dabei einer aktuellen Prüfung innerhalb der heute erweiterten Ausstellungspraxis unterzogen werden. Die Suche nach Kontinuität und Transformation in der Darstellung von Emotionen innerhalb der bildenden Kunst zeigt, dass Gegenwartskünstler(innen) wie William Kentridge oder Shirin Neshat vielfach Anleihen bei Pathosformeln als einer "Archäologie des Wissens" genommen haben und diese vielschichtigen Inhalte in Beziehung zu gegenwärtigen Fragestellungen setzen.

Dieses Spannungspotenzial eigenständiger, durch den Rückbezug auf die eigene Gegenwart geprägter Interpretationen wird auch den Besucher(inne)n eröffnet. Denn die Gegenüberstellung und Konfrontation anhaltender Pathosformeln, wie sie Werke von Tizian, Hans von Aachen, Bartholomäus Spranger, Francesco Furini oder Paolo Veronese ebenso wie die Gegenwartskunst vorführen, erzeugt ein Kaleidoskop von Gefühlen, das von Liebe, Freude und Glück über Angst und Zorn bis zu Trauer und Verzweiflung reicht. Die Theatralik emotionalen Ausdrucks bildet weiters den Rahmen für performative und musikalische Interventionen, die in Kooperation mit dem donaufestival im Kontext der Ausstellung stattfinden werden.

Grosse Gefühle
10. März bis 30. Juni 2013