Gisèle Freund im Kunsthaus Nürnberg

Gisèle Freund (1908-2000) gehört zu den berühmtesten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre vielfach in Ausstellungen und Büchern präsentierten Farb-Porträts von bedeutenden Literaten und Kunstschaffenden wie James Joyce, Simone de Beauvoir, Virginia Woolf, Vita Sackville-West oder Frida Kahlo sind längst zu Ikonen geworden.

Bisher wurden ihre Porträts und Fotoreportagen, in denen sie ihre Protagonisten in ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld zeigte, stets getrennt wahrgenommen. Die Ausstellung "Gisèle Freund. Fotografische Szenen und Porträts" verknüpft erstmals beide Werkgruppen und eröffnet damit neue Sichtweisen auf ein scheinbar bekanntes OEuvre.

Wo immer sich Gisèle Freund in Europa oder Lateinamerika niederließ, fand sie schnell Zugang zu intellektuellen Kreisen. Ihre Begegnungen mit vielen Künstlerinnen und Künstlern hielt sie fotografisch fest. Auf diese Weise entstanden faszinierende Fotoreportagen, die die Persönlichkeiten in ihrem privaten Umfeld zeigten. Mit ihren daraus resultierenden Porträtfotografien erlangte sie schnell Bekanntheit. Bereits ab 1938 arbeitete Gisèle Freund als eine der ersten ihres Faches mit der Technik der Farbfotografie. Ein daraus resultierender Auftrag für ein Porträt von James Joyce für die New York Times ebnete ihre berufliche Laufbahn.

Die Ausstellung zeichnet anhand dieser Begegnungen mit den Intellektuellen ihrer Zeit das Werk der Künstlerin nach. Erstmals werden in der Ausstellung sämtliche Fotografien von Walter Benjamin, mit dem Gisèle Freund in ihrer gemeinsamen Pariser Zeit freundschaftlich verbunden war, zu sehen sein. Auch den Kontakt mit Jean Paul Sartre, den Freund bereits während ihres Pariser Exils kennenlernte, dokumentierte sie über einen langen Zeitraum. In Lateinamerika war sie unter anderem auch als Fotoreporterin im Auftrag der Agentur Magnum unterwegs.

Über eine Fotoreportage zu Diego Rivera lernt Gisèle Freund Frida Kahlo kennen. Mit beiden verband sie eine lebenslange Freundschaft. Ihre feinfühligen und intimen Fotografien von Frida Kahlo zählen heute zu den bekanntesten Porträts dieser berühmten Malerin. Ihre Fotoserie zu Evita Perón, die diese inmitten ihrer Pudel und Pelze abbildete, löste bei ihrem Erscheinen einen Skandal aus und veranlasste Gisèle Freund nach Mexiko zu übersiedeln, um dann 1953 endgültig nach Paris zurückzukehren.

Alle Fotografien stammen aus dem Archiv von Gisèle Freund, das sich im Institut Mémoires de l"édition contemporaine in Paris (IMEC) befindet. Die Fotografien wurden im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes der Réunion des musées nationaux (RNM) von analoger in digitale Fotografie übersetzt und zeigen sich hier in ihrer originalen Farbigkeit.


Gisèle Freund - Fotografische Szenen und Porträts
9. April bis 21. Juni 2015