Die Abbildung von Frauengesichtern stehen in der Sylvia Janschek Art Gallery in Bregenz noch bis 10. April im Fokus. Zu sehen sind “Asian Faces” der aus Shanghai stammenden Künstlerin Rongshang Bai sowie madonnenhafte Bildnisse, die der italienische Maler Domenico Grenci lasierend mit Bitumen auf Papier oder Leinwand gesetzt hat.
Asian Faces
Rongshang Bai, die an der “Shanghai Fine Art” Universität studiert hat, zog 2018 mit ihrer Familie von der chinesischen Megametropole nach Österreich. Ihre Serie asiatischer Gesichter hat sie nach der Pandemie geschaffen. Den mittels Öl auf Leinwand dargestellten “Asian Faces” hängt etwas eigenartig Maskenhaftes an. Die Künstlerin, die heute in Feldkirch lebt und arbeitet, verweist darauf, dass in Asien die Nachfrage nach Schönheitsoperationen trotz der schwächelnden Wirtschaft stetig ansteige. Aufgrund ihres Strebens nach perfektem Aussehen, mangle es ihnen immer mehr an Individualität und Ausdruck. Und die jungen Leute, die privilegiert aufwüchsen, hätten an nichts mehr Interesse, und schon gar nicht an Mensch und Natur.
Rongshang Bai: “In jungen Jahren verstecken wir unsere Emotionen nicht, egal ob Freude, Traurigkeit, Aufregung oder Schmerz. Diese echten Emotionen zeigen sich auch in einer Vielfalt von Ausdrucksformen. Das macht jeden Menschen attraktiv und individuell. Im heutigen digitalen Zeitalter wird die Kommunikation zwischen den Menschen immer seltener. Es fällt uns schwer, die Gefühle anderer zu verstehen, und gleichzeitig verlieren wir langsam die Fähigkeit und den Wunsch, unsere Emotionen auszudrücken. Ausdruckslosigkeit ist zum Trend geworden, und die Gesichter der Menschen haben sich langsam in eine schöne, aber leere Maske verwandelt.
Konstruierte Schönheit
Der 1981 in Ardore in der italienischen Region Kalabrien geborene Domenico Grenci “konstruiert” Gesichter, die auf das Wesentliche reduziert sind und eine madonnenhafte Ruhe ausstrahlen. Die Vorlagen zu den von dynamischen Linien und Pinselstrichen umrahmten Gesichtern sind ihm unbekannt. Sind großteils Fotografien von Frauen, die er aus den Datenbanken von Agenturen herausgefischt hat. Mit Hilfe von Material, Technik und Kunstfertigkeit verwandelt er die Porträtierten in Wesen anderer Ordnung.
Wesentlichen Anteil an dieser Wirkung hat das Farbmaterial. Grenci verwendet nämlich Bitumen, und damit einen Stoff, der durch die Verarbeitung von Erdöl entsteht und der vorwiegend im Straßenbau und als Dichtstoff eingesetzt wird. Die schwarzbraune, “schmutzige” Farbe setzt er lasierend ein – entweder auf Papier oder Leinwand. Es gelingt ihm somit, einen wasserfesten und sehr zähen Baustoff flüssig wie Aquarellfarbe aufs Papier zu bringen und die Frauenbilder zart und geisterhaft erscheinen zu lassen, als stünde man vor riesigen alten Fotoaufnahmen. Der Sepiaeffekt verstärkt überdies die in ihrer Unnahbarkeit verharrenden Frauen, die wie aus einer anderen Zeit zu kommen scheinen.
Rongshang Bai und Domenico Grenci: Faces
Sylvia Janschek Art Gallery, Bregenz
Bis 10. April
Di-Sa 14-18
https://www.janschek.art/