Gerhard Richter - "Birkenau"

Gerhard Richter stellt der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ein umfangreiches Konvolut von mehr als 100 Arbeiten für das "Museum des 20. Jahrhunderts" zur Verfügung. Zentrales Werk der langfristigen Kooperation ist der vierteilige Zyklus "Birkenau".

Gerhard Richter sagt dazu: "Der Anlass, eine Stiftung zu gründen, waren die vier Birkenau-Bilder, die ich nicht auf den Kunstmarkt bringen wollte. Mit der Entscheidung war der Weg frei für eine Stiftung, die inzwischen über 100 Werke umfasst. Ich freue mich, dass die Bilder nach Berlin kommen."

Unter dem Titel "Reflexionen über Malerei" zeigt die Alte Nationalgalerie den "Birkenau"-Zyklus von Gerhard Richter. Der aus vier großformatigen, abstrakten Bildern bestehende Zyklus "Birkenau" von 2014 stellt das Ergebnis einer langen und tiefen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Holocaust dar. Intensiv beschäftigte Gerhard Richter dabei die Frage, ob und wie der Völkermord an bis zu sechs Millionen Juden und anderen Menschen überhaupt darstellbar sei.

Die vier Gemälde "Birkenau" basieren auf vier Fotografien, die 1944 von einem Häftling in dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen wurden. Gerhard Richter malte die Fotografien auf vier Leinwände. Als das nicht funktionierte, begann er, sie dann nach und nach zu übermalen. Die dabei entstandenen abstrakten Bilder bewegen sich damit in einem Zwischenraum von Zeigen und Nicht-Zeigen, von Dokumentieren und Erinnern.

In verschiedenen Konstellationen waren die Arbeiten bereits in Dresden, Prag, Moskau und New York zu sehen. In Berlin ist den vier Birkenau-Bildern und den vier Fotovorlagen auch ein vierteiliger Spiegel gegenübergestellt, der weitergehende Fragen der Reflexion aufruft. Die Vielschichtigkeit von Abbildung und Darstellung, die mit diesem Zyklus aufgerufen wird, berührt Grundfragen der Malerei, wie sie über alle Zeiten hinweg die Menschen beschäftigt haben. Gerade deshalb hat sich Gerhard Richter für die Präsentation des "Birkenau"-Zyklus den Ort der Alten Nationalgalerie gewünscht.

Die Präsentation der "Birkenau"-Bilder stellt den Auftakt zu einer langfristig angelegten Kooperation zwischen der "Gerhard Richter Kunststiftung" und der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin dar. Die "Gerhard Richter Kunststiftung" stellt dem Museum mehr als 100 Werke aus verschiedenen Schaffensphasen des deutschen Künstlers zur Verfügung: von Einzelwerken wie "Besetztes Haus" (1989) über bedeutende Glas- und Spiegelarbeiten wie "Spiegel, grau" (1991) oder "6 stehende Scheiben" (2002/2011) bis zu seriell angelegten Gemälde-Reihen im Spätwerk wie "4.900 Farben" (2007), "Strip" (2013) oder einer Reihe abstrakter Bilder aus den letzten Jahren. Beginnend mit dem Jahr 2023 sollen wesentliche Teile des Gerhard Richter-Konvoluts zunächst in der Neuen Nationalgalerie ausgestellt werden.

Eigentlicher Bestimmungsort der Werke ist der Neubau am Kulturforum, das "Museum des 20.Jahrhunderts". Hierfür ist ein Raum im Obergeschoss vorgesehen. Im Zentrum wird der Zyklus "Birkenau" stehen, der aufgrund seiner großen Tragweite und seiner für die Geschichte Deutschlands so eminenten Bedeutung permanent zu sehen sein wird. Der Umgang mit der Kunst von Gerhard Richter im Neubau soll dabei offen bleiben für die Diskurse der Gegenwart. So wird die Nationalgalerie für diesen Raum regelmäßig wechselnde Präsentationen erarbeiten, um immer wieder neue Sichtweisen auf das Werk von Gerhard Richter zu ermöglichen. Auch zeitgenössische Interaktionen mit dem Werk von Gerhard Richter sind denkbar und auch vom Künstler erwünscht.

"Reflexionen über Malerei"
16. März bis 3. Oktober 2021