Gerhard Haderer. Think Big!

Das Karikaturmuseum Krems, Österreichs einziges Haus für Karikatur, Satire, Comic und Cartoon, präsentiert den Star-Karikaturisten Gerhard Haderer (geb. 1951) in seiner bislang umfassendsten Ausstellung, die auch eine exklusive Weltpremiere bringt: Neben rund 140 hochkarätigen Arbeiten – darunter viele bekannte und berühmte Cartoons aber auch bis dato unveröffentlichtes Material – werden nun erstmals sechs großformatige Ölbilder aus der Feder bzw. Pinsel von Gerhard Haderer der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier trifft Haderer auf Caravaggio, Satire in malerischer Anmutung und Opulenz, ganz in der Manier der Alten Meister.

Seit 1985 zeichnet der Oberösterreicher pointierte und treffsichere Cartoons, zunächst für das Nachrichtenmagazin Profil, dann für den Wiener, die Satirezeitschrift Titanic, GEO, Trend, die Oberösterreichischen Nachrichten und seit 1991 für das deutsche Wochenmagazin Stern. Gerhard Haderers beruflicher Ausgangspunkt in der Werbegrafik spiegelt sich in seinen Cartoons wieder: Exakter Bildaufbau, Optimierung der Farbeffekte durch Einsatz von Kalt-Warm-Kontrasten, gezielte Licht- und Blickführung erzeugen Hochglanzzeichnungen. Haderer bevorzugt Acryltusche, mischt seine Farbtöne aus den Primärfarben und beschränkt sich oftmals auf die bloße Wiedergabe seiner Figuren, Haderer hält tagesaktuelle Ereignisse der ganzen Welt, Alltagsgeschehen, Politik und Religion, Sport, Freizeit und vor allem aber die Auswüchse unserer Gesellschaft sarkastisch fest, teilweise auch mit tragisch-komischen Elementen.

Unter dem Künstlernamen "Hades" hat Gerhard Haderer in den vergangenen 30 Jahren Cartoons zum politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben Österreichs gezeichnet. Haderer will sich nur allzu gerne in politische und in gesellschaftliche Bereiche einzumischen. So stochert den Innereien unserer Welt, reißt Fassaden nieder und bringt das auf den zeichnerischen Punkt, genau beobachtet: den alltäglichen Wahnsinn! Gerhard Haderers "Think Big!" macht mobil gegen Verschwendungssucht, Umweltzerstörung und Größenwahn. Seine meisterhaft ausgeführten Arbeiten sind klare Aussagen gegen Menschenhatz und politische Gedankenlosigkeit. Haderer haltet der Gesellschaft seinen Spiegel vor und entlarven Missstände und Allmachtsfantasien. Gezeichneter Humor als Abrechnung mit Tabus und Doppelmoral, aber auch als Chronik vergangener Jahre mit all deren Höhepunkten, Widrigkeiten und Skandalen.

Als besonderes Highlight der Schau, und auch dem Titel "Think Big!" folgend, werden erstmalig Haderers großformatige (180 x 250 cm) Ölgemälde präsentiert. Haderer studierte dafür die Gemälde des italienischen Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), der um 1600 mit seinen Bildern Aufsehen erregte. "Die Enthauptung Johannes des Täufers" (1608) und "Der Heilige Hieronymus" inspirierten Haderer zu seinen Ölgemälden "Jesus im Vatikan" (2015) und "Das Attentat" (2015). Wie bei den Alten Meistern spielen Komposition und Lichtführung eine große Rolle, lassen aber Kritik, Spott Hohn noch eindringlicher wirken. Die Gemälde leiten auch die einzelnen Themenräume und Schwerpunkte der Ausstellung ein: Österreichische Innen- und Außenpolitik, Kritik an der Kirche die große Bandbreite an gesellschaftspolitischen Cartoons.

Vor allem die Auseinandersetzung kirchlichen "Bodenpersonal" (sic!) inspiriert Haderer bis heute zu aktuellen Arbeiten zu Kirche Papst. Zusätzlich werden wieder Originale aus dem Schlüsselwerk österreichischer Karikaturgeschichte gezeigt: "Das Leben des Jesus". Als sein Buch 2002 erschien löste es heftige Reaktionen insbesondere der katholischen Kirche aus. In Griechenland gab es nicht nur eine geteilte Zustimmung oder Ablehnung, er wurde, wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft, in Abwesenheit zu Haft verurteilt. Erst im zweiten Prozess wurde Gerhard Haderer freigesprochen.


Gerhard Haderer. Think Big!
28. Februar bis 20. November 2016