Gediegenes und Kurioses

Der Sammler Thomas Olbricht bespielt die Rauminstallation Helm/ Helmet/ Yelmo des kubanischen Künstlerduos Los Carpinteros neu. Auf Einladung des Museum Folkwang zeigt Olbricht in der einzigartigen Konstruktion Lieblingsstücke aus seinen vielfältigen Sammlungen. Ausgestellt sind zudem Gemälde des chinesischen Künstlers Ouyang Chun aus dessen King-Zyklus. Chun ironisiert darin die traditionelle Huldigung des Königs durch Geschenke und thematisiert die Tradition der Grabbeigabe, eine der ältesten Sammlungsformen überhaupt.

Ausgangspunkt für Olbrichts Zusammenstellung im Helm/ Helmet/ Yelmo ist die historische Wunderkammer, für welche Fürsten und wohlhabende Bürger Kuriositäten und Raritäten aus aller Welt zusammentrugen. Wie in der klassischen Wunderkammer, sind auch in der Installation von Los Carpinteros Werke aus den fünf Kategorien ausgestellt: kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), Objekte aus fremden Welten (Exotica), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica) und unerklärliche Dinge (Mirabilia).

Das historische Prinzip der Wunderkammer überträgt Olbricht bis auf unsere Gegenwart und ergänzt es durch angewandtes Design und um zeitgenössische Kunst. Die Präsentation befragt die gewohnte Trennung zwischen angewandter Kunst, ethnologischer und bildender Kunst – und somit museale Konventionen des Ausstellens – auf ihre Tragfähigkeit. Zeitgenössische Kunst steht neben Kuriositäten, Gediegenes neben Kitsch, die Hierarchien verschwimmen. Karl Ernst Osthaus, der Gründer des Museum Folkwang, sammelte neben zeitgenössischer Kunst auch Kunst und Artefakte aller Jahrhunderte aus der ganzen Welt. Die Ausstellung Gediegenes und Kurioses knüpft insofern an die Tradition des Hauses an und fügt der von Los Carpinteros initiierten Untersuchung von Sammlungsformen und ihrer Präsentation ein neues Kapitel hinzu.


Gediegenes und Kurioses
8. April bis 30. Oktober 2016