Gabi Hamm im Museum Franz Gertsch

Das Museum Franz Gertsch zeigt im Kabinett eine konzentrierte Auswahl kleinformatiger Ölgemälde von Gabi Hamm aus den letzten fünfzehn Jahren. Dazu werden erstmals in der Schweiz Keramikarbeiten der deutschen Künstlerin ausgestellt, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind. Bei der Ausstellung im Museum Franz Gertsch handelt es sich um eine umfassende Präsentation in konzentriertem Format.

Gezeigt wird eine präzise Auswahl der kleinformatigen Ölgemälde der Künstlerin auf diversen Malgründen, die einen vertieften Einblick in das malerische Schaffen von Gabi Hamm ermöglicht. In den vergangenen beiden Jahren hat sich Gabi Hamm spielerisch der Keramik angenähert, sich auch historische Gefässformen angeschaut und in eigene, an der Töpferscheibe entstandene Arbeiten umgesetzt, oft verfremdet und weitergedacht. Mit dieser neuen Facette ihrer künstlerischen Tätigkeit tritt sie im Jahr 2015 erstmals an die Öffentlichkeit.

Die Bildinhalte von Gabi Hamms kleinformatigen Ölgemälden auf Sperrholz, Holz oder Leinwand erscheinen dem Betrachter vertraut: Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, Interieurdarstellungen, die Natur als Landschaft oder in Ästen, Zweigen, Blüten und Blättern eingefangen. Es gibt kaum Aktion oder Handlung, dafür eine sichtbare innere Beteiligung der Dargestellten am jeweiligen stillen Moment ihres Daseins. Eigene Erinnerungen oder ein Echo an andere Kunstwerke werden im Betrachter hervorgerufen, der sich der Ausstrahlung dieser Werke kaum entziehen kann.

Tatsächlich geht Gabi Hamm von unterschiedlichen fotografischen Vorlagen aus, die den Anstoss zu einem Gemälde geben. Im Entstehungsprozess verliert sich jedoch dieser Bezug mehr und mehr und verliert an Bedeutung. Auf zunächst monochromem Untergrund entsteht eine aufgeladene, sinnliche Malerei in meist dunklerer, gedeckter Farbigkeit mit altmeisterlichen Anklängen, die von Gabi Hamm mühelos im Hier und Jetzt verortet wird. Der Künstlerin gelingt eine figurative Darstellung, die ihre Geheimnisse bewahren darf – dabei ist die Behandlung des Lichtes meisterhaft.

Vor etwa zwei Jahren begann Gabi Hamm sich spielerisch mit Keramik zu beschäftigen. Sie lernte das eigene Arbeiten an der Töpferscheibe und schaute sich historische Vasenformen an. Die mittlerweile entstandene Fülle an verschiedenen Formen, Grössen und Spielarten hat sich weit von klassischen Gefässen entfernt. Die Künstlerin stellt sich zwar als Aufgabe, dass alles auf der Töpferscheibe entstehen und im weitesten Sinne noch als Gefäss erkennbar sein muss, erweitert jedoch die Begrifflichkeiten und treibt sie an ihre Grenzen. Die mitunter fragilen Arbeiten verströmen teilweise etwas Wesenhaftes, Erotisches oder auch Humorvolles und rufen wie Gabi Hamms Gemälde Assoziationen im Betrachter hervor.

Im Kabinett des Museum Franz Gertsch verbinden sich diese zwei Ausprägungen der Künstlerpersönlichkeit Gabi Hamms zu einem bestechenden Ganzen. Gabi Hamm (*1956) studierte an den Staatlichen Akademien der Bildenden Künste in Stuttgart und Frankfurt am Main (Städelschule). Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien und stellt ihre Werke regelmässig im In- und Ausland aus. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.


Gabi Hamm
7. März bis 28. Juni 2015