Fürstenglanz. Die Macht der Pracht

Europa ist reich an großen Gemäldegalerien. Wie aber verbreitete sich deren Ruhm im 17. und 18. Jahrhundert? Die Ausstellung "Fürstenglanz, Die Macht der Pracht" im Winterpalais des Prinzen Eugen zeigt vom 18. März bis 26. Juni, wie durch aufwendig illustrierte Publikationen, sogenannte Galeriewerke, prachtvolle Sammlungen weitreichende Bekanntheit erlangten.

Dank zahlreicher Leihgaben aus ganz Europa erzählt die Schau die Geschichte des Galeriewerks und damit die sukzessive Erschließung bedeutender privater Kunstsammlungen für die Öffentlichkeit. Ursprünglich als Diplomatengeschenke entstanden, gelten diese Galeriewerke als Grundlage der modernen Kunst- und Ausstellungskataloge. In einem Parcours für alle Sinne präsentiert Ausstellung prachtvolle Publikationen, Porträts fürstlicher Auftraggeber vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. bis zum österreichischen Reformkaiser Joseph II. sowie hochkarätige Gemälde aus erlesenen Sammlungen. Aus einer gesamteuropäischen Perspektive führt der Rundgang nach Brüssel und Paris, Wien und Dresden, von England über Deutschland bis hin nach Russland und zeigt, wie die barocke Sammelleidenschaft einem Demokratisierungsprozess unterzogen wurde.

Gemalte Einblicke in barocke Gemäldegalerien Bilderschätze, wie sie an allen fürstlichen Höfen Europas entstanden vermitteln in ihrem Detailreichtum eine Vorstellung vom Fürstenglanz jener Zeit. Da aber die Reichweite der Galeriebilder begrenzt war, ermöglichte erst die Verbreitung gedruckter Galeriewerke, den propagandistischen Reichtum solcher Gemäldegalerien zu nutzen. Ursprünglich an den fürstlichen Höfen als Diplomatengeschenke entstanden, wurden diese zum Ursprung des modernen Kunst- und Ausstellungskatalogs. Gerade im 21. Jahrhundert, in dem das Buch einer prekären Zukunft entgegensieht, zeigen die erlesenen Galeriewerke das Buch als Kunstwerk.

Die Geburtsstunde der aufwendig mit druckgrafischen Reproduktionen gestalteten Bucheditionen war im Jahr 1660. Unter dem Titel "Theatrum Pictorium" (Theater der Bilder) publizierte der Hofmaler David Teniers d. J. in Brüssel ein reich illustriertes Werk, das bis heute von der Sammelleidenschaft des habsburgischen Erzherzogs Leopold Wilhelm zeugt, indem es dessen umfangreiche Gemäldesammlung dokumentiert. Geschenkexemplare, sogenannte exemplaires royales, aus seiner Hand wurden mit vergoldeten Wappeneinbänden verziert.

Ein Blick nach Paris zeigt die Entstehung der Tableaux du Cabinet du Roi unter Ludwig XIV. Ihrem Initiator, dem königlichen Finanzminister Jean-Baptiste Colbert, gelang es, in dem vielbändigen Werk nicht nur die Gemälde, sondern alle Kulturleistungen der glorreichen Regierung des Sonnenkönigs zu verewigen. Ludwig VIX. ist nicht nur durch hochkarätige Leihgaben aus dem Louvre, sondern auch durch das Staatsporträt von Hyacinthe Rigaud aus Schloss Versailles in der Ausstellung vertreten. Das ganzfigurige Gemälde dieser Herrscherpersönlichkeit im Krönungsgewand entwickelte sich gewissermaßen zur Ikone.

Unter August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, erreichte die Gattung Galeriewerk einen neuerlichen Höhepunkt. Das Dresdner Galeriewerk übertraf alles Vorangegangene an Pracht, Eleganz und Sorgfalt bei der Druckvorbereitung. Auch kunsthistorische Texte und ästhetische Erläuterungen spielten eine immer größere Bedeutung. Auf Vorwürfe von Zeitgenossen, einen holprigen Text verfasst zu haben, erwiderte der Dresdner Galeriedirektor noch 1768, dass die deutsche Sprache, anders als Italienisch oder Französisch, für das Verfassen solcher Texte angeblich wenig geeignet sei, da ihr Kunstwörter fehlen. Erst Ende des 18. Jahrhunderts erschienen die ersten Kurzführer in deutscher Sprache.

Ein weiteres ehrgeiziges Unternehmen wurde unter Kaiser Karl VI. im hochbarocken Wien um 1720/30 initiiert. Die umfassenden Pläne, die Gemäldesammlung in großem Umfang zu veröffentlichen, gerieten jedoch nach der Publikation der ersten vier Bände ins Stocken. Ein Prodromus, eine Art Vorschau, in der die über tausend geplanten Gemäldereproduktionen zu Miniaturtableaus zusammengefasst wurden, zeugt noch heute vom enormen Anspruch dieses Projekts. Ein halbes Jahrhundert später bot die Übersiedlung der kaiserlichen Gemäldegalerie von der Wiener Stallburg ins Obere Belvedere den Anlass zur Produktion eines neuen Sammlungsführers. Diese kleinformatige Publikation offenbart Einblicke in das Konzept und das Organisationsprinzip der neuen Hängung, die sich im europäischen Vergleich in einer völlig veränderten, programmatischen Ordnung präsentiert. Dem Wunsch des Publikums folgend, die Sammlung in handlichen Führern zu betrachten, wurden die großen Tafelwerke zunehmend durch preisgünstige Kurzführer ersetzt. Ganz im Geiste der Aufklärung ging die Öffnung der aristokratischen Sammlungen für ein neues, breites Publikum Hand in Hand mit der Entwicklung der Galeriewerke.

Die Ausstellung führt vor Augen, wie durch Galeriewerke die Pracht barocker Gemäldegalerien für ein großes Publikum zugänglich gemacht wurde und somit fürstliche Sammelleidenschaft Einzug in die öffentliche Sphäre hielt. Das glanzvolle Winterpalais des Prinzen Eugen bietet sich für die Präsentation dieser Schau gerade zu an, denn erst vor zwei Jahren wurde das Stadtpalais für die Museumsnutzung geöffnet und die Räumlichkeiten somit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Transformation, für die dereinst das Galeriewerk entstanden war.


Fürstenglanz. Die Macht der Pracht
18. März bis 26. Juni 2016