Friederike Mayröcker: „ich denke in langsamen Blitzen“

Die neue Sonderausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek widmet sich dem außergewählichen Schaffen von Friederike Mayröcker (1924–2021). Mit nie nachlassender Neugier arbeitete sie bis zuletzt an einem über 120 Bücher umfassenden, vielfach ausgezeichneten Werk – mit zahlreichen Bezügen zur Musik, bildenden Kunst, Philosophie und Dichtung. In seiner Magie, Bildgewalt und poetischen Radikalität prägte es die deutschsprachige Literatur entscheidend.

Ausgangspunkt der neuen Ausstellung ist Friederike Mayröckers legendäre Wiener Schreibwohnung, ein Zetteluniversum am Übergang zum digitalen Zeitalter: In ihr türmte sich eine riesengroße Masse an Zetteln, Manuskripten, Büchern, Korrespondenzen, Kunstwerken und Alltagszeug zu Bergen, unter denen Möbel und Inventar zunehmend verschwanden: „nicht nur das Geschriebene auch die Existenz muss poetisch sein“. Die umfangreiche Schau bietet Einblicke in diesen alle Dimensionen sprengenden Nachlass.

Sie zeigt die enge Verbindung von Leben und Schreiben anhand von zahlreichen erstmals veröffentlichten Manuskripten, Briefen, Lebensdokumenten, Fotografien und Zeichnungen. Eine Virtual Reality-Installation lädt die Besucher:innen dazu ein, in Friederike Mayröckers Schreibräume einzutauchen und die Dichterin im O-Ton zu hören. Zahlreiche weitere Audio- und Filmdokumente ermöglichen neue Einblicke in Leben und Werk.

Das Frühwerk bis Anfang der 1970er Jahre ist im weitesten Sinne experimentell, beeinflusst von Surrealismus und Dadaismus. Die Arbeiten der darauffolgenden Jahrzehnte entziehen sich den geläufigen Kategorien. Große Prosabücher mit Titeln wie „Die Abschiede“ (1980), „Reise durch die Nacht“ (1984), „mein Herz mein Zimmer mein Name“ (1988) oder auch „brütt oder Die seufzenden Gärten“ (1998) gehören dazu, ebenso wie Gedichtbände und Bücher für Kinder. Das Spätwerk, darunter die Bände „études“ (2013), „cahier“ (2014) und „fleurs“ (2016), besteht aus biografischen Fragmenten, Erinnerungssplittern, Alltagsbeobachtungen sowie poetischen Tag- und Nachtträumen.

„ich denke in langsamen blitzen“. Friederike Mayröcker. Jahrhundertdichterin
Sonderausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek
18. April 2024 bis 16. Februar 2025
Di–So: 10–18 Uhr, Do: 10–21 Uhr