Franz Marc - Katzen

Die Darstellung der Katzen spielt im Werk Marcs eine zahlenmäßig untergeordnete Rolle. Dennoch ist die Katze als ein verspieltes, kindlich anschmiegsames aber auch mysteriöses bis märchenhaftes Tier in der frühen Graphik, auf Skizzenbuchblättern und auf einigen wichtigen Gemälden präsent. Marcs 1912 entstandenes Gemälde "Mädchen mit Katze", das im Zentrum der Ausstellung steht, ist ein außergewöhnliches Bild.

In dieser späten Phase von Marcs Oeuvre steht es mit der Darstellung eines Menschen allein zwischen den zahlreichen Tiermotiven seiner Bilder. Die Komposition geht auf eine Gouache von 1910 zurück, die im Vergleich mit dem Gemälde den stilistischen Entwicklungssprung, den Marc zwischen 1910 und 1912 vollzog, offensichtlich macht.

Mit der unter kubistischem und futuristischem Einfluss vollzogenen Vereinfachung der Formen hat Marc auf dem 1912 entstandenen Gemälde auch eine neue Bildaussage formuliert: Die auf der Gouache mädchenhaft wirkende weibliche Gestalt, die mit dem Kätzchen spielt, wird zur in sich ruhenden, lächelnden Frau, die die junge Katze wie eine Madonna das Christuskind im Schoß hält.

Die Idee einer Erlösung aus den irdischen Verstrickungen und das Streben nach der Reinheit der Tiere in der Natur, das Franz Marcs Malerei als ein Grundthema bestimmt, wird in dem Gemälde "Mädchen mit Katze" pointiert zum Ausdruck gebracht. Seine Frau Maria wird zur Madonna und das Kätzchen zum christlichen Retter. Damit laufen in dem Gemälde unterschiedliche gedankliche und bildnerische Ideen zusammen, die in der Ausstellung über verschiedene Motivstränge anschaulich gemacht werden.

Das Kätzchen, das das Mädchen / Maria Marc im Schoß hält, taucht schon auf einem frühen Gemälde, das Marc von seiner damaligen Geliebten Maria Frank malte, auf. Die nackte junge Frau hält auf diesem, von einer hellen, impressionistisch anmutenden Malweise geprägten Gemälde das junge Tier im Nacken, um sein Näschen in eine Milchschale zu stupsen. So alltäglich diese Szene scheint, so "sakral" wirkt das Gemälde von 1912.

Ist die weibliche Gestalt mit ihrer rötlichen Haarkrone und ihrem runden Körper deutlich an die Erscheinung Maria Marcs angelehnt, so erinnert das Kätzchen an das Kind, das das Paar sich vergeblich wünschte. So, wie Maria Marcs Rolle im Leben Franz Marcs sich seit Ihrer ersten Begegnung veränderte, so richtet der Maler auch einen neuen Blick auf die junge Frau, die auf dem Gemälde von 1910 in ihrer jugendlichen Frische und Spontaneität erfasst ist, während das 1912 entstandene Bild ihre Mutterrolle unterstreicht und durch die an ein Madonnenbild angelehnte Komposition überhöht.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die drei Werke, die das "Mädchen mit Katze" zeigen. Daneben zeugen Katzendarstellungen auf Skizzenbuchblättern, in Graphik und Malerei Marcs von dem Blick, den der Maler auf dieses Tier richtet, während Darstellungen Maria Marcs ihre Bedeutung als zentrales Modell und ihre Verwandlung von der Geliebten zur Madonna des Malers hervorheben.

Franz Marc - Katzen
20. Mai bis 12. August 2012