François Burland. Atomik Submarine

Am Sonntag 15. Juli 2012 eröffnet im Kunstmuseum Thurgau die Ausstellung "François Burland. Atomik Submarine". Im Grossen Ausstellungskeller liegt ein über 18 Meter grosses U-Boot, begleitet von einer Serie kleineren Fahr- und Flugzeugen. Aus Blech und Holz baut der Künstler François Burland seine "Spielzeuge", die er mit pathetischen Zeichen eines untergegangenen Weltreichs schmückt. In der Ausstellung verbindet sich die Gewalttätigkeit von Kriegsmaschinen mit der Spiellust kindlichen Vergnügens zu einer haarsträubenden Kombination.

Im Grossen Ausstellungskeller des Kunstmuseums Thurgau ist ein U-Boot gestrandet! Wie ein riesiger Walfisch liegt das Ungeheuer aus Blech und Holz ins Gemäuer eingeklemmt. Begleitet von einer Vielzahl an kleineren Fahrzeugen und Schiffen verwandelt es den ehemaligen Weinkeller des Klosters in eine spektakuläre Theaterbühne für ein Stück, dessen Inhalt ebenso aus dem realen Leben wie aus der frei erfundenen Fantasie stammt.

Kreateur des Spektakels ist François Burland, der mit dem riesigen Unterseeboot sein Schaffen in ungeahnte Dimensionen führt. Schon seit Jahren baut der Künstler an einer Serie von Fahrzeugen, Schiffen und Flugkörpern. Allerdings erreichen die Objekte meist nur die Grösse von Spielzeugen. Vor zwei Jahren wagte sich François Burland mit der Produktion seines U-Boots erstmals an die Realisation eines wahrhaft gigantischen Projektes. Unterstützt von Freunden und Fachleuten nahm er in einer ausrangierten Garage in Bordeaux den Bau des über 18 Meter langen Schiffs in Angriff. In monatelanger Arbeit überzog das Team ein Dachlattenskelett mit Dosenblech, verbaute tausende Nieten und Schrauben und schmückte den Schiffskörper mit pathetischen Zeichen eines untergegangenen Weltreichs. Wie von Geisterhand bewegt, hat das Boot nun seinen Weg in die Schweiz gefunden, wo es für einige Monate im ehemaligen Weinkeller der Kartäusermönche einen ebenso absurden wie geheimnisvollen Ankerplatz findet.

Mit seinem Fahrzeugpark, der neben dem grossen U-Boot auch Flugzeuge, Panzer, Automobile und Schiffe umfasst, legt François Burland ein weites Verweisfeld an. Er verbaut in seine Objekte vielfältige Andeutungen auf Kunst, Geschichte, Politik und Alltagskultur. Allgegenwärtig sind etwa Zitate auf die Bilderwelt und den Politjargon der ehemaligen Sowjetunion, die für den Künstler zu den fernen Kindheitserinnerungen zählen. Daneben enthalten seine Spielzeuge vielfältige Hinweise an die Welt der Comics und Agentenfilme, aber auch an die Stunden selbstvergessenen Spielens im unschuldigen Kinderzimmer. In Burlands Objekten verbindet sich die Gewalttätigkeit von Kriegsmaschinen mit der Spiellust kindlichen Vergnügens zu einer haarsträubenden Kombination. Die Vorstellung des Schreckens tritt auf mit spielerischer Leichtigkeit und entführt die Fantasie der Betrachterinnen und Betrachter in eine absurde Welt voller Widersprüche.

François Burland wurde 1958 in Lausanne geboren. Gemeinhin gilt er als Aussenseiterkünstler, der in der Nähe der Art Brut anzusiedeln ist. Unmittelbarkeit und Authentizität sind wesentlicher Ausdruck seiner frühen Arbeiten. Mit "Atomik Submarine" entwickelt Burland jetzt einen zeitgenössisch installativen Ansatz, der neu durch eine reflektierende Haltung geprägt ist, was sein Werk komplexer und spannender macht. Authentizität und spielerische Ironie bilden ein faszinierendes Spannungsfeld, das der Künstler in seiner Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau auslotet.

François Burland. Atomik Submarine
15. Juli 2012 bis 24. Februar 2013