Fotografien von Candida Höfer im Dialog mit den Sammlungen des Kunstmuseum Liechtenstein und der Hilti Art Foundation

Das Kunstmuseum Liechtenstein und die Hilti Art Foundation präsentieren eine gemeinsam konzipierte und integrative Ausstellung. Deren Ausgangs- und Mittelpunkt bilden Fotografien von Candida Höfer, die sie eigens für diese Ausstellung aufgenommen hat: eine in und für Liechtenstein geschaffene Serie.

Die 20 Fotografien umfassende Motivgruppe hat Höfer im Herbst/Winter 2021 eigens für die Schau aufgenommen. Sie spiegelt die anhaltende Auseinandersetzung der Künstlerin mit Schauplätzen des kulturellen Lebens und der Architektur wider. Im Zusammenspiel mit ausgewählten Werken von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart entspinnt sich ein wechselseitig bereichernder Dialog zwischen Candida Höfer und den Sammlungen beider Institutionen.

Die renommierte, der Düsseldorfer Becher-Schule angehörende Künstlerin Candida Höfer (geboren 1944 in Eberswalde) hat bereits mehrfach, zum Beispiel in Brüssel oder Düsseldorf, ortsbezogene Bildergruppen realisiert. Charakteristisch für Höfers fotografisches Werk ist eine sachlich nüchterne Bildsprache, ein ausgeprägtes Interesse an Strukturen und Ordnungen von Raum sowie eine bemerkenswerte Detailgenauigkeit. Für ihre Aufnahmen verwendet sie das Licht der Orte und Räume, sie setzt keine Scheinwerfer zur Ausleuchtung ein, was vielfach lange Belichtungszeiten mit sich bringt. Höfers Fotografien sind das Gegenteil eines Schnappschusses. Sie sind sorgfältig geplant und präzise ausgeführt. Dabei spricht das Dargestellte von der Anwesenheit und Prägung durch den Menschen, auch wenn die Künstlerin die Räume überwiegend menschenleer festhält. Ihre jüngsten Arbeiten zeugen zudem von einer zunehmenden Abstraktion, in der die Farbe, die Fläche und die Form als auch deren Auflösung an Relevanz gewinnen.

Als erste Ausstellung überhaupt wird sich Candida Höfer. Liechtenstein über alle vier Oberlichtsäle des Kunstmuseums und die drei Ausstellungsräume der Hilti Art Foundation – eine Gesamtfläche von rund 1'600 m2 – erstrecken.

Den Fotografien Candida Höfers werden über 60 ausgewählte Kunstwerke aus beiden Sammlungen in einem offenen Dialog zugeordnet. Die Arbeiten der Künstlerin bilden dabei den Ausgangspunkt für die Auswahl des Kurator:innen-Teams: ein Werk bzw. eine Motivgruppe bestimmt jeweils die Thematik der insgesamt sieben Ausstellungsräume. Unterstrichen wird dieser Aspekt durch die graue Wandfarbe. Indem es weite und atmosphärische Assoziationsfelder eröffnet, lässt sich Höfers fotografisches Werk mit Arbeiten unterschiedlicher Gattungen aus über 100 Jahren Kunstgeschichte in Austausch bringen. Umgekehrt machen die ungewohnten Kontexte die Bandbreite der Fotografien von Candida Höfer auf neue Weise erfahrbar.

Oberflächen und Stofflichkeit, geometrische Formen und Abstraktion als Dialog-Beispiele Die sichtbaren Besonderheiten von Körper, Oberfläche und Stofflichkeit in Höfers Aussenaufnahmen des Kunstmuseums waren beispielsweise Inspiration für die Gegenüberstellung mit Werken von Edith Dekyndt, Bill Bollinger und Gotthard Graubner. Der Museumsbau zeichnet sich durch eine sanft spiegelnde, leicht gewellte und glatte Terrazzo-Fassade aus, die in einem aufwändigen Schleifverfahren entstand. In den "Farbraumkörpern", wie Graubner seine malerischen Arbeiten nennt, erzeugen etwa Schichten von Farbe und dünnen Lasuren auf dem "weichen" Grund eine "pulsierende" Farbe.

Candida Höfers Fotografien der Transportkisten, der Aufzüge oder der Lichtdecke lassen wiederum exakte geometrische Strukturen erkennen, wie sie auch in den Werken von Donald Judd, Verena Loewensberg oder Piet Mondrian zu finden sind.

Im Obergeschoss der Hilti Art Foundation sind zwei Fotografien der Künstlerin zu sehen, die annähernd quadratische Elemente wiedergeben: die Eingangstür und der Lastenaufzug. Im Dialog mit drei abstrakten Bildern von Josef Albers wird die abstrakte Komposition von Candida Höfer noch deutlicher erkennbar.

Höfers Arbeiten sind in internationalen Sammlungen vertreten und werden weltweit gezeigt. 2002 nahm sie an der documenta 11 in Kassel teil und vertrat 2003 Deutschland auf der 50. Biennale in Venedig zusammen mit Martin Kippenberger. Candida Höfer lebt und arbeitet in Köln.

Mit Werken von Saâdane Afif, Josef Albers, Polly Apfelbaum, Joseph Beuys, Umberto Boccioni, Bill Bollinger, Nina Canell, Andreas Christen, Gianni Colombo, Edith Dekyndt, Latifa Echakhch, Luciano Fabro, Helmut Federle, Dan Flavin, Lucio Fontana, Günter Fruhtrunk, Gerhard von Graevenitz, Gotthard Graubner, Donald Judd, Kerstin Kartscher, Konrad Klapheck, Julije Knifer, Imi Knoebel, Anna Kolodziejska, Gary Kuehn, Fernand Léger, Barry Le Va, Verena Loewensberg, René Magritte, Kasimir Malewitsch, Rita McBride, Piet Mondrian, François Morellet, Charlotte Moth, Bruce Nauman, Giulio Paolini, Steven Parrino, Dan Peterman, Emilio Prini, Pamela, Rosenkranz, Fred Sandback, Keith Sonnier, Yves Tanguy, André Thomkins, Rosemarie Trockel und Gilberto Zorio.

Candida Höfer. Liechtenstein
Im Dialog mit den Sammlungen des Kunstmuseum Liechtenstein und der Hilti Art Foundation
Kuratiert von Christiane Meyer-Stoll, Letizia Ragaglia und Uwe Wieczorek
Vernissage: Donnerstag, 29. September 2022, 18 Uhr
30. September 2022 bis 10. April 2023