Fledermaus und Nachtigall im Ludwig Museum

Der Bildhauer und Konzeptkünstler HD Schrader erforscht in seinen neuesten Videofilmen und Installationen die Frage nach den Woodwatchers, Lebensformen der Natur, indem er diese auf geradezu mystifizierende Weise in Szene setzt. Dabei nutzt er ein streng formales Konzept, dem stets die Form des Kubus zugrunde liegt. Diese wird unter mathematischen Brechungen immer wieder neu konfiguriert und in den ausgewählten Raum der Natur hinein "komponiert".

Es gibt kaum einen Künstler, der sich so unmittelbar auf den Naturraum hin ausrichtet. Eine neue Dimension von Skulptur und Interaktion deutet sich u.a. in den "Batnestinghouses" und "Nightingalenestinghouses" an. Eine Vielzahl identischer, kleinerer "Behausungen", die rein potenziell für Fledermäuse beziehungsweise Nachtigallen nutzbar sind, hängen in Bäumen oder von der Decke herab. Das Singen der Nachtigall und das geschwätzige, gleichwohl melodische Schnarren der Fledermaus, das aus kleinen, versteckten Lautsprechern tönt, ziehen den Betrachter in den Bann. Die "breedingboxes" wiederum sind am Boden verteilt. Sie entsenden rotes Licht und Scharrgeräusche.

Der Aspekt der "Natur" wird bei HD Schrader jetzt auch in jedem artifiziellen Raum wie dem Museum möglich. Dabei ist es kaum der Grad der reinen Nutzung, sondern vielmehr der "sound", die Geräuschkulisse aus spezifischen Tierlauten, die wahrzunehmen und gesteigert erlebbar werden soll. Einen weiteren Schritt belegen HD Schraders Videofilme wie "Seawatcher", "Woodwatcher" oder "Skywatcher", in denen Simulationen von Möglichkeiten zum Tragen kommen. So sind die in einem Waldstück auftauchenden "Woodwatchers" als eine signalrote Armada von Spähern denkbar, die sich lautlos zurückziehen oder auftauchen kann. Skulptur wird auf diese Weise Akteur in der Landschaft. In Zeiten immer mächtigerer Umweltkatastrophen und Veränderungen auf unserem Planeten eröffnen die Arbeiten auch den Blick auf die Probleme unserer Gesellschaften.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Today Art Museum in Peking, das dem Künstler ebenso eine Einzelschau widmet. Das Konzept in Koblenz ist ein Vorgeschmack auf die Ausstellungen des Ludwig Museum zur Bundesgartenschau in Koblenz im nächsten Jahr (BUGA2011): Ab April 2011 ist die gesamte Ausstellungsfläche dem Thema Land-Art gewidmet.

Unter dem Titel "Die letzte Freiheit – Von den Pionieren der Land-Art der 1960er Jahre bis zur Natur im Cyberspace" werden Werke, Film- und Fotomaterial, Skizzen von zahlreichen Künstlern zusehen sein (u.a. Christo & Jeanne Claude, Ai Weiwei, Walter de Maria, Michael Heizer, David Nash). In den angrenzenden Gärten des Blumenhofs und Kastorhofs werden unter freiem Himmel Skulpturen weiterer internationaler Künstler – HD Schrader, Jaume Plensa, Peter Bömmels, Masayuki Koorida, Laura Ford, Martine Andernach – unter dem ewig aktuellen Thema das Paradiesgartens präsentiert sein: "New Paradises".

HD Schrader - Woodwatchers and Others
12. Dezember 2010 bis 6. Februar 2011