Film und Kino in Tirol

Das Museum im Zeughaus in Innsbruck präsentiert Film und Kino in Tirol und dokumentiert ein Jahrhundert analoge Filmgeschichte zwischen historischen Fakten und Nostalgie.

Mit der neuen Ausstellung "… uuund Schnitt! Film und Kino in Tirol" öffnet das Museum im Zeughaus erneut ein Fenster in die Vergangenheit. Dieses Mal lässt es seine Besucherinnen und Besucher auf mehr als hundert Jahre Filmgeschichte blicken und zeigt, wie sich die Tiroler Kinolandschaft unterdessen gewandelt hat. Angefangen bei den technischen Errungenschaften der Vorfilmzeit führt die Zeitreise entlang an bewegenden und bewegten Bildern sowie namhaften Persönlichkeiten des Tiroler Films bis ins 21. Jahrhundert. Zahlreiche Zeitzeugnisse aus der historischen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, darunter ein Filmschneidetisch, Filmprojektoren und eine alte Kinokassa, lassen die Vergangenheit lebendig werden – und einen Hauch Nostalgie aufkommen.

Die Geschichte des Films in Tirol beginnt noch bevor die ersten Bilder über die Leinwand flimmerten und überhaupt ein Kino eröffnete. 1833 etwa erfand der aus Matrei in Osttirol stammende Simon Stampfer das Stroboskop. Die auch als "Kreisdrehseher" bezeichnete Erfindung basiert auf der "Nachbildwirkung" und bildet eine wesentliche Grundlage in der Entstehungsgeschichte des Films. Der Belgier Joseph Plateau macht zeitgleich dieselbe Entdeckung, doch insgesamt brauchte es viele schlaue Köpfe, Ideen und Experimente, bis tatsächlich die ersten Bilder laufen lernten.

Nach der Jahrhundertwende gastierten erste Wanderkinos in Tirol, 1907 eröffnete in Innsbruck das erste feststehende Lichtspieltheater im damaligen Neubau des Hotels "Grauer Bär" und bald wurde das Kino zu einem Teil des alltäglichen Lebens.
Bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Region zum "Filmland". Von da an wurden in Tirol auch Filme produziert, die Landschaft wurde zur Filmkulisse. Zwischen 1912 und 1929 entstanden allein drei abendfüllende Spielfilme zum Tiroler Aufstand 1809, die noch ohne Ton, aber mit Livemusik untermalt, gezeigt wurden. Mit dem Aufkommen der sogenannten "Bergfilme" in den 1920er-Jahren rückt die Landschaft Tirols verstärkt in den Mittelpunkt. Die Berg- und Schifilme von Arnold Fanck und Luis Trenker unter Mitwirkung von Leni Riefenstahl, Hannes Schneider und Walter Riml priesen Tirol nicht zuletzt als Urlaubsland. Zum Ende des Jahrzehnts liefen schließlich die ersten Tonfilme. Zu ihnen zählte beispielsweise auch der vorwiegend am Arlberg aufgenommene Schifilm "Der weiße Rausch" (1931) von Arnold Fanck. Mit dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich der Film zum Propagandamedium. Um die ursprünglich beabsichtigte Wirkung in der Ausstellung nicht erneut aufleben zu lassen, hat der Tiroler Regisseur Daniel Pöhacker Filmszenen aus den Kriegsjahren neu geordnet und zu einem künstlerischen Kurzfilm verdichtet.

Nach dem Ende des Krieges bahnt sich ein regelrechter Kinoboom an. Rund einmal pro Monat besuchten die Tirolerinnen und Tiroler Mitte des 20. Jahrhunderts ein Lichtspieltheater. 50 davon gab es 1960 in ganz Tirol, die Zahl hatte sich in nur 15 Jahren verdoppelt. In der Ausstellung lassen mitunter originale Objekte wie die Kinokassa und die Leuchtschrift des ehemaligen Nonstop-Kinos in Innsbruck die Vergangenheit wiederaufleben. Jeder Film der über die Leinwand lief, wurde damals von der "Katholischen Filmgilde" bewertet, um das Publikum bei der Filmauswahl zu unterstützen. Heute bieten die Bewertungen interessante Einblicke in frühere Zeiten. Mit dem Aufkommen des Fernsehens Anfang der 1960er-Jahre flaute die Popularität des Kinos allmählich ab und aus dem Boom wurde ein Kinosterben. Anfang der 1980er-Jahre begann man, einzelne Kinos zu Multiplexkinos auszubauen, in denen mehrere Filme parallel gezeigt werden konnten. Wiederum ein Vierteljahrhundert später bricht mit der Digitalisierung für die Welt des Kinos ein neues Zeitalter an, große Projektoren haben ausgedient, Filme kommen nicht länger von der Rolle und damit endet auch die Schau im Zeughaus.

… uuund Schnitt!
Bis 2. Oktober 2022