Felix Hartlaub. Gezeichnete Welten

Der Name Hartlaub ist mit der Geschichte der Kunsthalle Mannheim untrennbar verbunden. Während Gustav Friedrich Hartlaub (1884-1963) zu Beginn der 1920er Jahre als deren zweiter Museumsdirektor Kunstgeschichte schreibt, entwickelt sich sein Sohn Felix (1913-1945) zu einer kunstsinnigen Ausnahmeerscheinung. Zwischen zwei Weltkriegen erschließt er sich zeichnend und schreibend die Welt.

Er verewigt als Kind Tusche-Bilder und Geschichten in Schulhefte, illustriert als Schüler Reisetage- und Skizzenbücher und bebildert Briefe, bevor er sich als junger Erwachsener dem Schreiben und der Literatur zuwendet. Thematisch sind seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Neben märchenhaften Traumwelten entstehen visionär-apokalyptische Szenarien, die erstaunlich reif religiöse und politische Aspekte aufgreifen und zeitkritisch verarbeiten. Er stellt seine Begabung für Übersteigerung und Satire unter Beweis, begeistert sich für Amudsens Nordpolexpedition, die Geschichten von Gullivers Reisen sowie die Klassiker der Weltliteratur.

Die Tätigkeit des Vaters ist für Felix Hartlaub eine wichtige Inspirationsquelle. So sieht er als Kind in der städtischen Kunsthalle bahnbrechende Ausstellungen der Moderne, während die Künstler seiner Zeit der Familie Hartlaub freundschaftlich verbunden sind und im Elternhaus aus- und eingehen. Umgekehrt profitiert auch Gustav Friedrich Hartlaub vom künstlerischen Talent seines Sohnes, das er fördert und lenkt. So fasziniert den großen Museumsmann das Thema Kind und Kunst. In der unverbildeten kindlichen Darstellungsweise sieht er Parallelen zur primitiven Kunst und beginnt, sich wissenschaftlich dem Thema Jugendzeichnung zu widmen. 1921 zeigt er die Ausstellung "Der Genius im Kinde" und würdigt die künstlerischen Äußerungen von Kindern – darunter auch die von Felix – als Artefakte.

Die Ausstellung "Felix Hartlaub. Gezeichnete Welten" konzentriert sich auf den zeichnerischen Nachlass von Felix Hartlaub, der sowohl im Hinblick auf Form, Inhalt und Entstehungsgeschichte einzigartig ist, und nimmt die Einflüsse in den Blick, die von seinem Umfeld ausgegangen sind. Felix Hartlaub ist in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschollen. Etwa 160 zeichnerische Werke sind bis heute erhalten, die nach 1945 vor allem von Gustav Friedrich Hartlaub in Konvolute zusammengefasst wurden. Ein Großteil der Blätter befindet sich noch heute in Familienbesitz.

Der Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg erschienen. Herausgegeben von Inge Herold und Ulrike Lorenz. Mit Textbeiträgen von Inge Herold, Caroline Hille, Nikola Herweg, Gabriele Ewenz und Monika Marose, 208 Seiten, EUR 29; ISBN 978-3-88423-423-2

Felix Hartlaub. Gezeichnete Welten
11. November 2012 bis 27. Januar 2013