Die nächste Ausstellung von KunstVorarlberg in der Feldkircher Villa Claudia, dem Forum für aktuelle Kunst, ist dem Schaffen des 1960 in Bregenz geborenen Malers und Grafikers Edgar Leissing gewidmet. Leissing zeigt unter anderem sechzehn großformatige (150 mal 150 Zentimeter) Öl-auf-Leinwand-Arbeiten, in denen er in bewährter Manier unterschiedlichste Motive miteinander kombiniert, wie zum Beispiel Aurora, die Göttin der Morgenröte, mit der Motorhaube eines alten VW-Käfers. Die von Michelangelo geschaffene Marmorstatue Aurora hatte der Künstler einmal in Florenz in einer Medici-Kapelle fotografiert und nun nachgemalt.
In einer weiteren der sämtlich in diesem Jahr entstandenen großen Leinwandarbeiten wird David Byrne, der Gründer und Frontmann der legendären und 1991 aufgelösten Band „Talking Heads“ im weißen Nadelstreif und mit weißem Hut von vielen Bauchnäbeln umschwirrt („StaubkopfFlüstertüte“).
In Edgar Leissings Bildräumen ist alles möglich. Auch das Unmögliche. Da kann jeder mit jedem und alles mit allem. Er lässt Inhalte, die zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten passierten, neu auferstehen und zu einem neuen Bildraum, zu einer neuen Bildgeschichte, zu einer neuen künstlichen Historizität zusammenwachsen. Vordergründig scheinen die Bilder keinen Sinn zu ergeben, andererseits wirken sie wiederum so, als ob alles zusammenpassen würde. Die Phantasie der Betrachterschaft jedenfalls ist gefordert.
Leissing hat in letzter Zeit aber nicht nur gemalt, sondern zu Beginn dieses Jahres auch viel ausgeschnitten, zusammengefügt und geklebt und damit zahlreiche A4-Collagen geschaffen. Und die Kohlezeichnungen mit Punkten, die ebenfalls gezeigt werden, hat er für die letzte Plakatserie des Bregenzer Kosmos-Theaters 2021 produziert.
Weiters wartet er punktuell mit Beispielen früherer Werkserien auf, die vom „Balanceakt“- bis zum „Farbkreisfeuerwerk“-Zyklus reichen. Zum Großteil wurden diese Arbeiten noch nie öffentlich gezeigt.
Insgesamt geht es bei der Werkschau in der Villa Claudia „um Balance, um ein Gleichgewicht der Farben und Formen, um Kraft und Dynamik, um Zartheit und Schönheit, um Würde und Eleganz, um Körperspannung und Entspannung, um Festklammern und Loslassen, um die Ausgewogenheit von Erregung und Harmonie, um Halt im Wirbelsturm der Meinungsvielfalt, um kulturelle Aneignung auf Augentiefe, um Selbstbestimmung zwischen Aufbegehren und Zurückziehen, ein Balanceballett im graubraunen Federkleid, mit Zuckerguss in der Algorithmusblase,“ wie es der Künstler selber postuliert.
Edgar Leissing: „FarbbalanceAlgorithmusblase“
31. März bis 16. April 2023Vernissage: 30. März, 19.00 Uhr
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u. 15-18