Documenat 15 in Kassel: Streit um antisemitischen Banner geht weiter

Die Debatte um den Skandal wegen eines antisemitischen Großbanners, das im Rahmen der Documenta 15 zu sehen war und auf öffentlichen Druck hin zunächst verhüllt und dann entfert wurde, setzt sich weiter fort. Stein des Anstoßes ist ein Hauswand-großes Wimmelbilds mit dem Titel "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Pad, auf dem eine antisemitische Bildsprache zu sehen war. Das Werk zeigte unter anderem einen Soldaten mit Schweinsgesicht. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift "Mossad“ – die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Diese fratzenhaften Darstellungen lösten heftige Kritik aus.

Die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann, die mehrfach zum Rücktritt aufgefordert wurde, hat nun eine systematische Untersuchung der Kunstausstellung auf „weitere kritische Werke“ angekündigt. „Dabei wird auch Ruangrupa seiner kuratorischen Aufgabe gerecht werden müssen“, sagte sie in einem Interview der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Das indonesische Kollektiv Ruangrupa kuratiert die Documenta Fifteen. Unterstützt werde die Gruppe nun von anerkannten Experten wie Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Aufgrund des antisemitischen Kunstwerks will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der sämtliche Documenta-Ausgaben der letzten 30 Jahre besucht habe, diesjährigen Großveranstaltung im Bereich der Kunst fernbleiben. Wie eine Regierungssprecherin gegenüberder Jüdischen Allgemeinen erläuterte, sei der Bundeskanzler der Ansicht, dass "in Deutschland kein Platz für antisemitische Darstellungen“ sei, "auch nicht in einer Kunstausstellung".

Geschäftsführerin Schormann kündigt nun eine Gesprächsreihe zu dem Thema an. Außerdem solle es einen „Begegnungsstand“ am Friedrichsplatz in Kassel geben – mit der Bildungsstätte Anne Frank und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren. Am Friedrichsplatz war das Werk aufgestellt, bevor es verhüllt und am Dienstag schließlich gänzlich abgebaut wurde.