Die Sinnlichkeit der Oberfläche

K21 zeigt die erste europäische museale Ausstellung des kubanisch-amerikanischen Künstlers Jorge Pardo (geb. 1963 in Havanna, lebt und arbeitet in Los Angeles). Pardo ist in Düsseldorf kein Unbekannter, hat er hier doch spektakuläre Gestaltungen wie die der historischen Turbinenhalle der Düsseldorfer Stadtwerke und der Bar am Kaiserteich in K21 realisiert.

In der von Jorge Pardo selbst entworfenen Ausstellung wird eine Auswahl an ca. 80 Objekten, Bildern und Skulpturen aus den vergangenen 15 Jahren vorgestellt, wobei die Fokussierung auf Aspekte der Oberflächengestaltung den opulenten formalen Reichtum von Pardos Arbeiten hervorhebt. Den Kern der Ausstellung bilden drei neue Pavillons. Pardo und sein Team haben sie den sogenannten Palapas nachempfunden. Die Bauform der Palapa ist in den Tropen gebräuchlich. Sie ist seitlich offen, das Dach wird traditionell mit Palmblättern gedeckt. So bieten diese Hütten Schutz vor der Sonne und dienen als Ort der Kommunikation.

In Pardos Ausstellung sind die begehbaren Palapas Vitrinen und Schatullen zugleich. Die äußeren Wände bestehen aus luftigen Vorhängen. Ornamental durchbrochene Holzwände bilden einen zentralen Innenraum. Damit thematisieren die drei Palapas das künstlerische Anliegen von Jorge Pardo: Die Ambivalenz von Verhüllen und Vorzeigen und das Zusammenspiel von Funktion und Präsentation.

Jorge Pardos Objekte, Bilder und Formen heben die Grenze zwischen freier und angewandter Kunst auf. Der Künstler stellt seine Arbeiten in einer manufakturähnlich organisierten Werkstatt her. Hier arbeitet Pardo mit künstlerischen Assistenten, erfahrenen Handwerkern und Architekten zusammen. Im "Jorge Pardo Sculpture"-Studio in Los Angeles verschränken sich Handwerk und digital gesteuerte Produktion auf einzigartige Weise. Die Ergebnisse setzen Künste wie Design, Architektur, Skulptur und Malerei in ein neues Verhältnis zueinander.

In der Überblicksausstellung in K21 wird Pardo als vielseitiger bildender Künstler vorgestellt. Form, Farbe, Fläche und Raumerleben stehen im Zentrum von Pardos künstlerischem Konzept. In der experimentellen Verschränkung von Skulptur und Malerei, Design und Architektur, Handwerk und digital gesteuerter Produktion kommt bei Jorge Pardo die Utopie einer Verbindung von Kunst und Leben in einer überzeugend gegenwärtigen Art und Weise zum Ausdruck.


Den Katalog zur Ausstellung gestaltete das Jorge Pardo Sculpture Studio. Er erscheint im Klaus Richter Verlag in Düsseldorf. Die Texte stammen von Alex Coles, Christina Végh, Doris Krystof und Barbara Steiner. Der Katalog umfasst 144 Seiten mit circa 90 farbigen Abbildungen.

Jorge Pardo
4. April bis 2. August 2009