Die Sammlung Essl

Erstmals wird in Wien ein Überblick über die historische Tiefe und geographische Breite der Sammlung Essl geboten, von der amerikanischen bis zur chinesischen Kunst: mit 110 Hauptwerken der berühmtesten Künstlerinnen und Künstler von 1960 bis heute.

Der neue Standort bietet Einblicke in die künstlerische Vielfalt, den geografisch weiten Horizont, die Multimedialität der verschiedenen Arbeiten und – vor allem – die Qualität der Sammlung: von Dieter Roth bis Nam June Paik, von Annette Messager bis Heimo Zobernig, von Gilbert und George bis zu Fang Lijun, von Lassnig bis Baselitz und Antoni Tàpies bis Neo Rauch und Sarah Morris.

Die aktuelle Auswahl konzentriert sich auf die drei Jahrzehnte ab 1980, wenngleich vereinzelt auch Werke der 1960er-und 1970er-Jahre ausgewählt wurden, etwa von Antoni Tàpies, Baselitz, Dieter Roth oder Arnulf Rainer. Ziel der Ausstellung ist jedoch keine Erzählung eines bestimmten Kapitels der Kunstgeschichte oder eine Vertiefung in einen speziellen Bereich der Sammlung. Vielmehr möchte diese Schau einen Einblickgeben in die spannungsreiche Mannigfaltigkeit, welcher bei einer Sammlung von mehreren tausend Werken naturgemäß nur unvollständig bleiben kann, aber eine Vorstellung vom Reichtum dieser Kollektion vermittelt.

Auf die Eröffnungsausstellung der Albertina Modern, "The Beginning", folgt nun vorerst eine Schau, die sich vorrangig auf internationale Kunst der Sammlung Essl konzentriert. Zukünftige Ausstellungen werden die Sammlung Essl mit den übrigen Beständen an Gegenwartskunst der Albertina zusammenführen.

Bekanntlich umfasst ein Drittel der Sammlung Essl internationale Kunst – von Deutschland und Frankreich bis zu US-amerikanischer Kunst, chinesischer oder indischer Kunst; zwei Drittel der Bestände machen Kunst aus Österreich aus – von Maria Lassnig bis Heimo Zobernig, Erwin Wurm bis Valie Export, von Martha Jungwirth bis Arnulf Rainer.

Neben der österreichischen Kunst, die seit den frühen 1970er-Jahren am Anfang des Sammlungsaufbaus stand, ging der Blick nach dem Mauerfall 1989 rasch auch in andere europäische Länder, nach Deutschland, Spanien, Irland und Großbritannien sowie in die USA, nach China, Mexiko, Australien und Indien. Das Sammlerpaar hat viele Künstler_innen "in die Tiefe gesammelt", hat also das einzelne Schaffen von KünstlerInnen über mehrere Jahrzehnte begleitet und umfangreiche und Werkblöcke geschaffen, die einen Überblick über das gesamte Oeuvre erlauben. Fast alle Künstlerinnen und Künstler kannte das Sammlerpaar persönlich. Karlheinz Essl hat viele Künstler und Künstlerinnen in ihren Studios und Ateliers besucht, in Peking ebenso wie im Barjac Anselm Kiefers, in Los Angeles wie in San Sebastian des Eduardo Chillida.

Die Ausstellung setzt auf die überraschenden Spannungen, die sich zwischen sehr gegensätzlichen Werken auftun: Wenn der drastische Beitrag von Franz West nebender Ironie der zwei Päpste des rumänischen Bildhauers Virgilius Moldovan steht, wenn das wahrscheinlich berühmteste Künstlerkollektiv Gilbert & George auf den chinesischen Aufbruch der Kunst trifft, oder Annette Messagers Installation auf die kritische Auseinandersetzung mit der Flüchtlingskrise bei Daniel Richter.

The Essl Collection
7. Dezember 2020 bis 25. April 2021