Die Natur des Menschen

Der Ausstellungstitel "Die Natur des Menschen" spielt auf den großformatigen Portraitzyklus dieser malerisch suggestiven Werkschau an. Jochen Hein sieht sich in der Tradition der Alten Meister, er möchte sich nicht einem künstlerischen Zeitgeist unterordnen und damit begrenzen, kategorisierbar sein. Insbesondere Vertreter der Renaissance scheinen dem 1960 in Husum Geborenen bei den Portraits künstlerisch Pate gestanden zu haben: Dürer, Leonardo, Memling und da Messina sind nur einige der großen Ahnherren, die aus seinen Werken zu sprechen scheinen.

Landschaftsdarstellungen, manchmal malerisch atmosphärisch, mal in bildbestimmenden Ausschnitten in geradezu photographischer Brillanz, waren vor allem das Thema der künstlerischen Anfangsjahre. Daraus entwickelte sich ab dem Jahr 2003 eine intensive Beschäftigung mit dem maritimen Motiv des Seestücks, womit Hein sich in der Tradition der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts weiß. Das dreiteilige, die gewaltigen Maße von 1,45 x 5,40 Meter aufweisende Gemälde "Nordsee" wird die Apsis der Kunsthalle Jesuitenkirche gänzlich neu interpretieren.

"Die Natur des Menschen" – der Ausstellungstitel mutet wie ein Wegweiser zu seinem Portraitzyklus an, der zu den besonderen Highlights dieser Werkschau zählt. Aus diffusem Dunkel tauchen die lebensgroßen Portraitierten auf und eröffnen den Dialog mit dem Betrachter. Wir treten mit den Personen in Kontakt, wähnen uns aber gleichzeitig von ihnen ertappt und beobachtet – ein irritierendes Blickerlebnis. In der technischen Perfektion der malerischen Umsetzung erinnern die Werke an altmeisterliche Portraitmalerei. Dieser Eindruck wird dadurch noch befördert, dass sich keine Attribute oder Gegenstände auf den Bildern befinden, die auf unsere Gegenwart verweisen. Durch die starken Hell-Dunkel-Kontraste werden die Figuren auf das Wesentliche ihrer Individualität reduziert: das Gesicht und die Hände. Die Körperpartien bleiben dagegen im Dunkel verborgen. Unsere Aufmerksamkeit wird dadurch unmittelbar auf die Mimik und Gestik der Dargestellten gelenkt.

Heins Landschaften zeigen oftmals vertraute, parkartige Szenerien. Wiederum sind wir alleine mit uns. Die Natur besticht durch ihren Farben- und Formenreichtum, bleibt für uns aber dennoch fremd und unergründlich. Besonders eindrucksvoll sind einige großformatige Werke, die durch die Präzision ihrer Wiedergabe und eine geradezu mikroskopisch anmutende Detailtreue bestechen. Einzig der künstlerischen Lichtführung ist dabei zu entnehmen, dass wir es mit einem Kunstwerk und keinem Naturausschnitt zu tun haben.

Die Natur des Menschen
15. Februar bis 4. Mai 2014