Die mysteriösen Selfies des Monsieur Bascoulard

Als erste Institution in Österreich zeigt das Kunsthaus Bregenz eine Auswahl des bewegenden Œuvres von Marcel Bascoulard als Ergänzung zur Ausstellung von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl im Untergeschoss.

Marcel Bascoulard ist eigentlich ein Zeichner feinteiliger Landschaften. Er lebt auf der Straße, ist als Zeichner Autodidakt und Schöpfer eines außergewöhnlichen fotografischen Werks. In den 1940er Jahren beginnt er, sich in Frauenkleidern zu fotografieren und lotet damit Geschlechterstereotypen aus.

Die Aufnahmen zeigen ihn in meist langen Röcken seidigglänzender Stoffe. Der Stil der aufwendigen, oft selbstgenähten Kleider und auch der Frisuren ist von der Mode des 19. Jahrhunderts beeinflusst. Bascoulard, dessen erstaunliches Werk noch kaum bekannt ist, zeigt sich in fotogenen, jedoch schlichten Posen. Stets blickt er den Betrachter_innen entgegen. Den linken Arm hält er vor dem Körper angewinkelt, in der rechten Hand einen mysteriösen, nicht genau erkennbaren Gegenstand, ein Messer vielleicht oder ein kurzes Beil? Es sind stille, von Einsamkeit und Trauer geprägte Selbstporträts. Auch als älterer Mann setzt Bascoulard diese berührende Serie fort.

Bascoulard erlebt als 19-Jähriger, wie seine Mutter den Vater tötet. Zum Clochard heruntergekommen haust er in seinen letzten Lebensjahren auf einem Schrottplatz und wird 1978 selbst Opfer einer Bluttat.

Marcel Bascoulard
20. Februar bis 5. April 2021
Die erweiterte Eröffnung ist am 19. Februar, von 17 bis 19 Uhr.