Der Abklatsch - Eine Kunst für sich

Mit der Schau zum zeichnerischen Phänomen des Abklatsches endet ein Zyklus von Ausstellungen mit dem sich das Wallraf ganz dem Marginalen in der Zeichenkunst gewidmet hat. Der Abklatsch markiert dabei gewissermaßen den Nullpunkt der Zeichnung, kommt der Prozess doch ohne jeden künstlerischen Anspruch aus. Auf die originale Zeichnung wird einfach ein angefeuchtetes Papier gelegt und allein durch leichtes Pressen entsteht eine gespiegelte Kopie des Originals.

Dieses so simple wie ungewöhnliche Verfahren steht erstmals im Fokus einer eigenen Ausstellung. Dafür hat das Wallraf insgesamt 47 Werke in seinem Graphischen Kabinett zusammengetragen, wo sie vom 29. August bis zum 23. November 2014 zu sehen sind.

Abklatsche von Zeichnungen hat es in den Künstlerwerkstätten zu allen Zeiten gegeben: im 17. Jahrhundert in Italien und den Niederlanden, vor allem aber im 18. Jahrhundert in Frankreich, wo Abklatsche auch anstelle von Originalen gesammelt wurden. In allen Graphischen Kabinetten lassen sich verschiedene Formen des Abklatsches nachweisen: der Rötel- oder Kreideabdruck, der Kontur- und Klappabdruck oder gar der Naturselbstdruck. Obwohl überall vorhanden, bilden die Abklatsche nur den Bodensatz einer jeden Sammlung, sind sie doch – nach traditioneller Auffassung – keine wirklichen Zeichnungen, sondern nur deren Duplikate.

Nicht gezeichnet, aber doch wahrhaftig, trifft der Abklatsch ins Mark der Zeichnungskunst, die spätestens seit Marcel Duchamp anderen Parametern folgt als dem Entwurf oder einer künstlerischen Idee. Die Ausstellung zeigt, dass der Abklatsch auch ohne individuelle Handschrift oder besonderen Stil einen operativen Wert besitzt: Wie die älteren bildgebenden Verfahren des cliché-verre, des Holzstichs oder des Kleckses schärft er unseren Blick auf die veränderten Bedingungen der modernen Zeichenkunst. Vor allem aber stellt der Abklatsch unsere Vorstellung von Authentizität infrage.


Der Abklatsch - Eine Kunst für sich
29. August bis 23. November 2014