Das Wunder von Berlin

Der international bekannte Berliner Künstler ATAK hat in den 1980er-Jahren als Street-Art-Künstler und Comiczeichner begonnen und sich zu einem der innovativsten und einflussreichsten Bilderbuchillustratoren der Gegenwart entwickelt. Mit hohem künstlerischem Anspruch und grosser Experimentierfreude ist er dabei, die Grenzen von Comic, Illustration und Kunst zu sprengen.

ATAKs Malerei sucht den direkten Zugang zu den Sinnen und erinnert damit an Künstler wie Henri Rousseau. Die Landschaften blühen und eine fröhlich forsche Farbigkeit lässt Flora und Fauna in starken Kontrasten leuchten. Tiere und Pflanzen sind gleichzeitig stilisiert und opulent, ornamental und frei, flächig und tief.

Wie auf alten Schautafeln rücken ATAKs Bilder Tiere und Pflanzen nebeneinander ins beste Licht: Eulen, Spechte, Eisvögel, Schmetterlinge, Rehe und Schlangen bevölkern die surrealen Welten seiner Wachträume. Unvermittelt tauchen Comic- Helden wie Mickey, Struwwelpeter, Batman, Snoopy oder Barbapapa auf. Auch andere Verhältnisse sind etwas verrückt: Der Punk spendet dem obdachlosen Banker, der Hase nimmt den Jäger aufs Korn, der Jockey schultert sein Pferd und das Baby füttert seine Mama.

ATAK alias Georg Barber wird 1967 in Frankfurt/Oder als Sohn eines Kunstlehrers und einer Textilzeichnerin geboren. Noch in der DDR absolviert ATAK eine Lehre als Schrift- und Grafikmaler. Mit nur einer schmalen Auswahl an Comics aufgewachsen, wird er von der Ästhetik der avantgardistischen Comicmagazine "RAW" und "Strapazin" angesteckt. Er startet in der Punkbewegung als Street-Art-Künstler mit Schablonen und Comics.

Während seines Einsatzes beim ostdeutschen Militär sind die Comics ein Weg, um die ungeliebte Wehrdienstzeit durchzustehen. Nach der Wende aus der Armee entlassen, ist er bei der Gründung der Comicgruppe und des Magazins "Renat" dabei und studiert ab Beginn der Neunzigerjahre visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin. Er beginnt sich auf Malerei und Illustration zu konzentrieren. Er illustriert Klassiker wie Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" und Mark Twains "Der geheimnisvolle Fremde".

In seinem neuesten Bilderbuch "Der Garten" setzt er seine malerische Arbeit in geometrischen und floralen Farbexplosionen fort. Heute lebt und arbeitet er als Künstler, Illustrator und Grafiker in Berlin und unterrichtet an Hochschulen, aktuell an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein bei Halle. ATAKs Werk wird weltweit und zahlreich in Ausstellungen gewürdigt.

Die Ausstellung im Cartoonmuseum Basel präsentiert das Werk ATAKs – von ihm selbst in Szene gesetzt – und ergänzt es mit Arbeiten von ATAK und seinen Studierenden, die auf ausgesuchte und ebenfalls ausgestellte Werke der "Sammlung Karikaturen und Cartoons" Bezug nehmen. Die Auseinandersetzung mit Wegbereitern und Vorläufern wie Georg Grosz, Charles Addams, Saul Steinberg, Winsor McCay u.a. wird ein lustvoller Dialog, der die historischen Zeichnungen aus ihren zeitgebundenen Kontexten befreit und sie in der Gegenwart verankert.


ATAK. Das Wunder von Berlin
3. Juli bis 25. Oktober 2015