Das Geheimnis der grünen Schachtel

Wie ein Krimi kündigen sich die künstlerischen Verwandlungen von Birgit Fischötter an - "Das Geheimnis der grünen Schachtel". Hinter dem rätselvollen Titel verbirgt sich die spezifische Neugier einer Künstlerin auf die Erscheinungsformen im Allgemeinen und ihre Aufmerksamkeit für die Charakteristik ihrer Vielansichtigkeit im Besonderen.

"Jeder Transformation wohnt Irritation inne – ganz gleich, ob sie absichtlich erzeugt wurde oder das Ergebnis eines Zufalls ist – stellt sie doch stets eine Deformation des Vertrauten dar. Doch das Transformierte selbst weist immer Spuren dessen auf, was es einmal war und in dieser Differenz liegt eine Chance: die Chance auf Erkenntnis." schreibt Nadja Mayer im Katalog zur Ausstellung.

Analytisch hat sie sich dazu einer speziellen Form eines Röntgenverfahrens versichert, mit dem wir vom Flughafen oder in der medizinischen Diagnostik bekannt sind, wo es zur Durchleuchtung des Reisegepäcks oder des menschlichen Körpers eingesetzt wird. Frühere Bildfolgen von Birgit Fischötter zeigen uns, wie auch hier ihr künstlerischer Blick uns die bildnerische Qualität dieses Mediums ganz neu vor Augen setzt.

Unbeeindruckt von kulturellen oder historischen Zusammenhängen hat die Künstlerin die Sammlungsschätze des Museums für Angewandte Kunst als Terrain entdeckt, nach Material, Materialkombinationen und Umrissgestaltung ausgewählt. Konservatorisch wurde diese Wunschliste geprüft, um dann für eine vertretbare Auswahl Verpackungen herzustellen, die gewährleisteten, dass die Kunstschätze durch den Durchleuchtungsprozess keinen Schaden nehmen. Durchleuchtet wurden die Transportkisten, die Werke darin wurden von verschiedenen Blickwinkeln erfasst.

Sie entdecken sich dadurch wunderbar verfremdet, abstrahiert und doch mit einem gewissen Anteil an Wiedererkennbarem, dass sie die rationale Seite in uns anstacheln, Formen zu studieren, Wirkliches von Unwirklichem zu unterscheiden. Seltsam schwebend in die in Lagen aufgebaute malerische Komposition eingebunden entwickelt sich vor unseren Augen ein Formenkanon aus Vertrauten und Zeichenhaftem zu einem möglicherweise erzählerischen Ganzen?

Eigene Wahrnehmungsstrategien sind gefragt und die glückliche Fähigkeit mit ihnen zu spielen. "Das Geheimnis der grünen Schachtel" zu lüften ist eine sehr individuelle Unternehmung und wird hier dem Betrachter, dem Besucher des Museums übertragen. Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (Deutsch/Englisch).

Das Geheimnis der grünen Schachtel
Malerei/Röntgenfotografie von Birgit Fischötter
10. Dezember 2009 bis 31. Januar 2010